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  • David Benamou
  • Chief Investment Officer
  • Axiom Alternative Investments

Europäische Banken wieder im Spiel

Nach einem Rekordergebnis im Jahr 2023 und einer sehr guten Performance seit Jahresbeginn überdenkt Axiom-CIO David Benamou die Anlagethese des Sektors für 2024.

Erstes Quartal 2024: Höhere Ergebnisse

Der Marktkonsens ging ab dem vierten Quartal 2022 davon aus, dass der Höhepunkt der Zinsmargen im ersten Quartal 2023 erreicht sein würde, bevor sie zu sinken begannen. Dies war jedoch nicht der Fall. Erstens sind die Zinssätze nicht gesunken, da die Inflation und die Wirtschaftsindikatoren nicht mehr auf ein Soft Landing, sondern auf ein No Landing hindeuten. Das Deposit Beta, d.h. der Anteil der Einlagenzinsen, der an die Einleger zurückfliesst, sollte bei über 50% liegen und blieb bei < 25%. Schliesslich zog auch die Kreditvergabe wieder an. Gleichzeitig erholte sich das Provisionsgeschäft, insbesondere im Investmentbanking, und die grossen US-Banken gaben Ergebnisse für das erste Quartal 2024 bekannt, die deutlich über den Konsensschätzungen lagen. Die europäischen Banken veröffentlichten erneut steigende Ergebnisse und einige bemerkenswerte Entwicklungen, wie die Deutsche Bank, die ihr bisher bestes Quartal verzeichnete, oder die Nettozinsmarge der spanischen Banken, die weiter anstieg.

Im Jahr 2023 erreichte die Rentabilität des Sektors mit 0,63% die höchste Kapitalrendite seit 2007, und es wird erwartet, dass sie im ersten Quartal 2024 weiter steigen wird.

Risiken und Solvenz: Historisch niedrige Risikokosten und verbesserte Solvenz

Seit vielen Quartalen sind die Risikokosten im europäischen Bankensektor auf einem historischen Tiefstand. Die Quote der notleidenden Kredite in europäischen Banken sinkt weiter. Die gute Entwicklung der Wirtschaftsindikatoren im ersten Quartal 2024 deutet darauf hin, dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten fortsetzen wird. Dieses günstige Umfeld und die steigende Rentabilität haben es den europäischen Banken ermöglicht, ihre historisch hohen Aktienrückkaufprogramme mit Genehmigung der Aufsichtsbehörden fortzusetzen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die historisch schwächsten Glieder des Sektors teilweise auf spektakuläre Weise in die Gewinnzone zurückkehrt sind: Banca Monte dei Paschi gehört 2023 zu den Klassenbesten!

Regulatorische Baustellen: Das Ende der grossen Arbeit

Am 25. April 2024 hat das Europäische Parlament das Banking Package, besser bekannt als Basel IV, offiziell verabschiedet. Diese Abstimmung stellt einen Schlusspunkt unter mehrere Baustellen dar, die fast 15 Jahre dauerten, um die Regulierungslandschaft neu zu gestalten. Einige der endgültigen Bestimmungen sind vorteilhafter als in den Entwürfen vorgesehen. So führte der «Dänische Kompromiss» zu einer Verringerung der regulatorischen Kapitalanforderungen für Allfinanzkonzerne, die einen wichtigen Teil des europäischen Finanzsektors darstellen.

Die Verabschiedung von Basel IV markiert das Ende einer langen Phase regulatorischer Unsicherheiten für den Sektor, der unter einem deutlichen Abschlag auf die Bewertungsmultiplikatoren gelitten hat. Die nun beginnende Phase der finanziellen Stabilität dürfte eine Neubewertung der Risikoprämien begünstigen.

Makroökonomischer und geopolitischer Hintergrund: Mehr Inflation, mehr Investitionen zu finanzieren

Nach einer langen Durststrecke ist das wirtschaftliche Umfeld für den europäischen Bankensektor wieder vorteilhafter geworden. Mittel- bis langfristig könnten zwei grosse neue wirtschaftliche Baustellen Europa dauerhaft aus dem vorherigen, durch die Globalisierung und eine niedrige Inflation geprägten Wirtschaftszyklus herausführen. Zunächst einmal schlug sich der COVID-Schock in dem politischen Willen nieder, Europa zu reindustrialisieren. Diese industrielle Neuausrichtung, die zahlreiche Investitionen erfordert, die finanziert werden müssen, wird zwar inflationär sein, ist aber auch ein Wachstumsfaktor für den europäischen Bankensektor, der über 70% der Wirtschaft in Europa finanziert. Die andere grosse Baustelle, die Energiewende, könnte in den nächsten Jahren bis zu 500 Mrd. Euro an Investitionen pro Jahr verschlingen. Die europäischen Banken werden bei der Finanzierung dieser Investitionen eine zentrale Rolle spielen.

Diese grossen Veränderungen deuten auf ein Umfeld hin, in dem die mittel- und langfristigen Zinssätze dauerhaft höher sind als im letzten Jahrzehnt, und – wie bei allen großen industriellen Veränderungen – auf ein Wachstum der damit verbundenen Finanzierungsaktivitäten.

Bewertungen: Attraktive Prämien

Die Aktien und Anleihen des Sektors weisen Renditeprämien auf, die vor dem Hintergrund steigender Gewinne und tiefgreifender Veränderungen des makroökonomischen Umfelds besonders attraktiv werden.

Die Aktien des Sektors werden etwa 50% unter ihrem historischen Durchschnitt bewertet. Was die Kreditinstrumente betrifft, so zeigt die folgende Grafik die Renditeaufschläge der von Banken ausgegebenen Anleihen gegenüber dem Unternehmenssektor mit gleichem Rating.

Bei gleichem Rating bieten von Banken ausgegebene Anleihen einen Aufschlag im Vergleich zu Unternehmensanleihen

Wir glauben, dass der Sektor in einem für ihn dauerhaft günstigeren wirtschaftlichen Umfeld wieder den Status einer strategischen Allokation in den Portfolios erlangen wird.

  • Axiom European Banks Equity: +30.94%.
  • Axiom Obligataire: +5.15%.

Quelle: Bloomberg. Performance am 07/05. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf die zukünftige Wertentwicklung.

David Benamou
Chief Investment Officer
David Benamou war von 2000 bis 2011 stellvertretender Direktor der Abteilung Structured Capital Finance bei der Société Générale. Zuvor arbeitete er bei CDC Marchés in der Abteilung für Anleiheemissionen, wo er für die Erstellung von Anleiheprospekten zuständig war. David Benamou hat einen Master in Wirtschaftsrecht und Steuerrecht sowie einen Master in internationalem Wirtschaftsrecht und Management von der ESSEC.
David ist seit 2009 Aktionär und Gründer von Axiom Alternative Investments.

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