Investment Lösungen

  • Luca Carrozzo
  • Chief Investment Officer
  • Bank CIC Schweiz

Nahrungsmittelindustrie: Investitionen in ein dynamisches Wachstumsfeld

Die Lebensmittelindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Ein neues Angebot soll den veränderten Konsumgewohnheiten gerecht werden. Junge, innovative Unternehmen nehmen ihren Platz neben den etablierteren Akteuren ein. Dieser Wandel, so Luca Carrozzo, hat auch für Investoren Folgen

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Die Nahrungsmittelindustrie ist für viele Investoren attraktiv geworden – neue Essgewohnheiten spielen eine Rolle. Was passiert da gerade?

Tatsächlich passiert gerade ziemlich viel und das Potenzial für Investoren ist da. In der Produktion der Nahrungsmittel sehen wir einen klaren Trend zu mehr Effizienz und zu lokalen Produkten. Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung und demzufolge wird der Proteinkonsum steigen. Dies ressourcenschonend zu managen ist eine grosse Herausforderung. Auch beim Transport sehen wir eindeutig enormes Potenzial. Stichwort Food Waste: Das wird entlang der gesamten Transportkette angegangen werden müssen. Nicht zuletzt sind auch die neuen Konsumgewohnheiten zu nennen: Beispielsweise stehen auch bei uns immer mehr Milch- und Fleischersatzprodukte in den Regalen der Grossverteiler.

Was sind die Treiber hinter diesen Trends?

Sicher sind hier der Klimawandel und das Bevölkerungswachstum zu nennen. Daneben haben wir mit dem Krieg in der Ukraine gesehen, wie stark ein grosser Teil der Welt von Russland und der Ukraine abhängig ist, wenn es um Grundnahrungsmittel wie Weizen geht. Die globale Lieferkette wird also näher angeschaut werden müssen.

Was heissen diese Trends aus Sicht des Investors?

Man muss hier unterscheiden zwischen der fundamentalen Entwicklung und den Marktbewertungen. Diese laufen zum Teil parallel und teilweise divergieren sie in die eine oder andere Richtung. Die fundamentale Entwicklung ist strukturell getrieben und nimmt enorm an Fahrt auf. Die Umsätze und Gewinne der sogenannten «Pure-Plays» in diesem Bereich wachsen konstant und sind krisenresistent.

Auf der anderen Seite entwickeln sich die Marktbewertungen sehr volatil. Noch vor zwei Jahren handelten viele dieser Unternehmen auf sehr hohen Multiples und in gewissen Bereichen konnte man tatsächlich von einem «Hype» sprechen. Diese Situation hat sich im Zuge der Marktkorrektur der letzten 18 Monate – welche vor allem die kleinkapitalisierten Unternehmen in Beschlag nahm – signifikant geändert. Die Bewertungen haben sich seit dem Peak im 2021 fast halbiert und es fand eine Marktbereinigung statt. Das heisst, es eröffnen sich in diesem Bereich auch immer wieder interessante Einstiegsmöglichkeiten.

Wie sieht ein Portfolio aus, das stark auf dieses Wachstum setzt?

Wir würden die Pure Player in den Wachstumsfeldern – dazu gehört die Nahrungsmittelindustrie – als Beimischung in einem diversifizierten Portfolio anschauen. Gleichzeitig ist es wichtig, diese Unternehmen auch mit eigenem Research zu begleiten und die Bewertungen im Auge zu behalten.

Nun finden Innovationen in Startups und in den grossen Konglomeraten statt. Auf was gilt es zu achten?

Wir sehen etwas ähnliches wie in der Pharmaindustrie: Vereinfacht ausgedrückt, findet bei kleineren Unternehmen die Innovation statt und die grossen Konzerne sind für die Entwicklung und Skalierung dieser Innovationen verantwortlich. Entsprechend braucht es beide Seiten für den strukturellen Wandel der Nahrungsmittelindustrie. Aus Sicht des Investors braucht es deshalb den Blick auf beide Welten. Wir würden schon allein aus Risikoüberlegungen nicht nur in Pure-Player investieren, sondern diese Pure-Player einem diversifizierten Portfolio beimischen.

Gibt es Namen von Firmen, die Sie nennen können, die in diesem Sektor besonders stark sind?

Die Schweiz wäre mit Nestlé und den grossen Pharmaproduzenten dazu prädestiniert, sich als Hub im Bereich Foodtech/Agritech zu entwickeln. Für Investoren ist dies eine hervorragende Ausgangslage. Trotzdem schauen wir bei der Suche auch immer wieder nach Investitionen in die USA. So ist im Bereich Landeffizienz John Deere zu nennen, im Bereich Wassereffizienz Ecolab. Bei den alternativen Proteinen steht für uns Benson Hill gut da. Und zuletzt nenne ich doch noch einen Schweizer Namen, den wir alle kennen, und der in der Verpackungsindustrie weltweit eine wichtige Rolle einnimmt: SIG Group.

Luca Carrozzo

Bank CIC (Schweiz)

Luca Carrozzo ist als Chief Investment Officer verantwortlich für die Anlagepolitik der Bank CIC. Der diplomierte ESG Analyst (AZEK) hat einen eidgenössischen Fachausweis in Wealth Management (AZEK) und ist seit 2009 für die Bank CIC tätig, unter anderem im Portfolio Management und Advisory. Seit 2017 gehört Luca Carrozzo dem Anlageausschuss der Bank an. Im Auftrag der Bank CIC arbeitete er ausserdem von 2019 bis 2021 im Investment Advisory der Banque Transatlantique in London.