Ausgewogenheit
Jean-Sylvain Perrig
Premyss
Das 60-40-Portfolio: Ein widerstandsfähiges Modell im Härtetest der Märkte
Um den aktuellen Trends gerecht zu werden, bietet das Institut Supérieur de Formation Bancaire eine spezielle Ausbildung zum Thema Family Offices an. Ziel ist es, Instrumente anzubieten, die es ermöglichen, das stark wachsende Segment der UHNWI besser abzudecken.
In welchem Rahmen findet diese Ausbildung statt?
Diese Ausbildung, die wir umfassend, aber dennoch wesentlich gestalten wollten, findet in Form eines vom ISFB ausgestellten Zertifikats statt und dauert 12 Abende. Die verschiedenen Kurse werden von erfahrenen Spezialisten geleitet und bieten ein theoretisches Grundgerüst, Best Practices, Anwendungen und Werkzeuge, die sofort auf den eigenen Arbeitsplatz übertragen werden können.
Inwiefern ist die Ausbildung Ihrer Meinung nach aufgrund der Entwicklungen in der Vermögensverwaltungsbranche heute besonders relevant?
Diese Ausbildung entspricht einem erkannten Bedarf in einem Kundensegment – den UHNWIs -, das die höchste Wachstumsrate in der Branche verzeichnet. Schätzungen zufolge gibt es heute weltweit fast 5’000 Family Offices, die Vermögenswerte im Gesamtwert von rund 3’000 Milliarden US-Dollar verwalten oder beaufsichtigen. Für Banken, GFIs und Asset Manager ist diese Klientel von grossem Interesse, stellt aber oft eine schwer zu lösende Gleichung dar: Family Offices haben mehrere Bankverbindungen, vereinen häufig hohe berufliche Kompetenzen und haben recht spezifische und komplexe Bedürfnisse, die über den Rahmen einer einfachen Vermögensverwaltung hinausgehen. In diesem Zusammenhang unterscheiden sich die Anlagespezifika deutlich von den üblichen, mit einem sehr hohen Anteil an alternativen Anlagen, privaten Märkten und Nischenstrategien.
Was sind die wichtigsten Elemente des ISFB-Kurses?
Das Programm wurde von einem Ausschuss von Fachleuten konzipiert und behandelt die wichtigsten Themen der Family-Office-Welt unter vier Hauptaspekten :
. . das Family Office selbst: Strukturierung, rechtliche Aspekte, Trends
. . die Familie: Wealth Planning, Governance, Next Generation
. . die Investitionen, sowohl in Bezug auf ihre Grundlagen – Auswahl und Überwachung der Partner, Strategie – als auch in Bezug auf die verschiedenen Anlageklassen – Immobilien, private Märkte, Passion Investments.
. . und nicht zu vergessen die wichtigsten Hilfsprobleme wie Unternehmensübertragung, strukturierte Kredite oder aktive Philanthropie 2.0. 0
Inwiefern unterscheidet sich diese Ausbildung von anderen, die zu diesem Thema angeboten werden?
Obwohl einige ausländische Finanzplätze Schulungen zu diesem Thema anbieten, ist diese Schulung einzigartig in ihrem Bestreben, konkrete Instrumente und Best Practices zu vermitteln, die von grossen Fachleuten, Spezialisten auf ihrem Gebiet, vermittelt werden. Während einige Schulungen sehr gezielt auf eine Seite der Problematik ausgerichtet sind (Investitionen, rechtliche Aspekte usw.), verfolgen wir einen umfassenden und integrativen Ansatz. Daher eignet sich dieses Zertifikat sowohl für Berater, die in der Lage sein wollen, die Bedürfnisse ihrer aktuellen oder potenziellen Kunden besser zu verstehen und zu erfüllen, als auch für Family-Office-Praktiker, die eine umfassendere Sicht auf ihre Tätigkeit erlangen wollen.
Worauf legen Sie besonderen Wert?
„Sag es mir und ich werde es vergessen. Unterrichte mich und ich werde mich erinnern. Beziehe mich ein und ich werde lernen…“. Dieses über drei Jahrhunderte alte Zitat ist heute so aktuell wie nie zuvor. In Bezug auf unsere Bildungsstrategie bleiben wir somit unserer DNA treu, die uns auf den Wunsch hinweist, angewandte und interaktive Bildungsangebote zu schaffen, die auf konkrete berufliche Ziele und Bedürfnisse ausgerichtet sind. Inhaltlich wollen wir eine Mischung aus klassischen, unumgänglichen Themen und aktuellen Problemen wie aktive Philanthropie oder private Investitionen fördern.
Frédéric Ruiz
Institut Supérieur de Formation Bancaire
Frédéric Ruiz ist seit 2012 stellvertretender Direktor des ISFB (Institut Supérieur de Formation Bancaire). Zuvor war er 20 Jahre lang auf den Gebieten Vermögensverwaltung, Anlageberatung, Investment-Banking sowie Family-Office tätig. Er ist Ökonom und Inhaber der AZEK- und CAIA Zertifizierung sowie mehrerer Postgraduiertentitel im Finanzbereich und in der Pädagogik. Er ist zudem als Lehrbeauftragter für Finanzen an der Haute Ecole de Gestion Genf tätig.
Jean-Sylvain Perrig
Premyss
Das 60-40-Portfolio: Ein widerstandsfähiges Modell im Härtetest der Märkte
Jean-Sylvain Perrig
Premyss
Das 60-40-Portfolio: Ein widerstandsfähiges Modell im Härtetest der Märkte
Coming soon
REDAKTION
redaction[at]sphere.swiss
WERBUNG
advertise[at]sphere.swiss
ABONNEMENT
contact[at]sphere.swiss
VERANSTALTUNGEN
events[at]sphere.swiss
Rue Barton 7
Case postale 1806
CH-1211 Genève 1
© 2023 Sphere Magazine
Website erstellt von Swiss House of Brands
Jonathan Graas ist dem Managementteam von Decalia beigetreten. Er wird sich dabei unter anderem denjenigen Fonds widmen, die sich thematisch mit den Megatrends und der Kreislaufwirtschaft beschäftigen. In der Kreislaufwirtschaft sieht er ein starkes Wachstumspotenzial, da sich Unternehmen zunehmend mit Fragen auseinandersetzen, welche die Grundlagen ihres eigenen Wirtschaftens betreffen.
Welche wesentlichen Probleme kann die Kreislaufwirtschaft heute lösen?
Da sehe ich zwei. Erstens trägt die Kreislaufwirtschaft durch die notwendige Reduzierung der CO2-Emissionen zur Bekämpfung der Erderwärmung bei und senkt den Ressourceneinsatz. Zweitens kann sie durch eine höhere Ressourceneffizienz den Verlust der Biodiversität bremsen. Natürlich greifen diese beiden Herausforderungen ineinander. Kurzfristig bietet die Kreislaufwirtschaft Lösungen für akute Probleme, die die internationalen Lieferketten gefährden oder die Preise für Energie und Rohstoffe in die Höhe treiben.
Welche Entwicklungsachsen wird die Kreislaufwirtschaft in erster Linie verfolgen?
Neue Rechtsvorschriften werden die Dynamik in Europa, den USA und sogar in China beschleunigen. Weltweit können Unternehmen in den kommenden zehn Jahren und darüber hinaus mit politischer Unterstützung und starken Anreizen für Investitionen in unterschiedlichen Sektoren wie zum Beispiel in erneuerbare Energien rechnen.
Gleichzeitig schärft sich das ökologische Bewusstsein der Verbraucher, die zunehmend Wert auf Themen wie Netto-Null und Biodiversität legen: Ethischer Konsum ist endgültig zu einer weit verbreiteten Haltung geworden.
Wie integrieren Unternehmen diesen Wandel in ihre ESG-Politik?
Nicht alle Unternehmen sind im gleichem Mass von diesen Trends betroffen. Wir beobachten, dass viele in diese Richtung investieren: Sie konzentrieren sich zum Beispiel auf erneuerbare Energien oder auf Green Tech für die Schwerindustrie. Inzwischen fliessen immer mehr Investitionen in diese Bereiche.
Ausserdem ist festzustellen, dass Unternehmen den Anteil recycelbarer Produkte erhöhen und Verpackungen einsparen wollen, und dass sie bei ihren Herstellungsprozessen bevorzugt auf biologische Materialien statt auf Chemie setzen.
Fakten schaffen sie auch bei der strengeren Kontrolle ihrer Lieferkette, der stärkeren Überwachung ihrer Lieferanten und durch mehr Transparenz bezüglich der Herkunft der Rohstoffe.
An der Lieferkettenfront ist ferner eine zunehmende Relokalisierung der Produktionsstätten zu beobachten, um massive Unterbrechungen der Lieferketten zu vermeiden, wie dies seit der Covid-Krise der Fall ist.
Wie viele Unternehmen überwachen Sie in Bezug auf das Anlagethema Kreislaufwirtschaft‘?
Unser Ausgangsuniversum ist der MSCI World-Index mit seinen 1500 Unternehmen, von denen wir ein Drittel auf unserem Radar haben, da sie in Verbindung mit der Kreislaufwirtschaft stehen. Ich kann nicht mit bis zur Kommastelle exakten Zahlen aufwarten, doch klar ist, dass dieses Universum inzwischen immer grösser wird. Und genau das interessiert uns.
Welche grossen Achsen verfolgt die Strategie des Fonds Decalia Circular Economy?
Die Strategie hat einen ganz einfachen Namen: CIRCLE! Wir haben sechs Trends bzw. Unter-Anlagethemen festgelegt, die sich ergänzen und Diversifikationsvorteile bieten. Diese sechs Trends sind Circular-Models, Innovative-Technology, Renewables, Cleaner-Environment, Life-Preservation und Eco-Design. Für das Anlagethema als Ganzes verfolgen wir einen Top-Down-Ansatz und identifizieren dann für den Portfolioaufbau eine entsprechende Dynamik für jedes Unterthema nach dem Bottom-Up-Prinzip. Der Fonds ist in rund fünfzig Aktien investiert. Wir beschränken uns aber nicht nur auf „Best-in-Class“-Unternehmen, sondern haben auch Akteure aus Industrien mit hohem ökologischem Fussabdruck auf dem Radar, die die notwendigen Investitionen zur erheblichen Senkung ihrer CO2-Emissionen vornehmen. Sie werden den höchsten Impact erzielen. Wir brauchen Unternehmen, die auf Verbesserung setzen.
Jonathan Graas
Decalia
Jonathan Graas ist leitender Portfoliomanager des Asset Management-Bereichs der Genfer Asset Management-Boutique Decalia. Er ist Mitglied des für den Decalia Sustainable SOCIETY zuständigen Fondsmanagerteams und Co-Manager des Decalia Circular Economy. Bei Decalia stiess er erneut auf Alexander Roose und Quirien Lemey, mit denen er bereits bei DPAM zusammengearbeitet hatte. Bei DPAM verwaltete er einen US-amerikanischen Nachhaltigkeitsfonds und war Co-Manager von zwei nachhaltigen Themenfonds mit einem verwalteten Vermögen von über 4 Milliarden Euro. Jonathan Graas verfügt über einen Maîtrise-Abschluss in angewandter Mathematik der Katholischen Universität Leuven und eine Maîtrise in internationaler Finanzwirtschaft der HEC Paris.
Sie werden auch mögen
Jean-Sylvain Perrig
Premyss
Das 60-40-Portfolio: Ein widerstandsfähiges Modell im Härtetest der Märkte
Jean-Sylvain Perrig
Premyss
Das 60-40-Portfolio: Ein widerstandsfähiges Modell im Härtetest der Märkte
Die Agentur SPHERE ist auf Investor Relations spezialisiert. Sie gibt das Magazin SPHERE heraus, das den Fachleuten der Vermögensverwaltung und der Vermögensverwaltung in der Schweiz gewidmet ist, und organisiert Finanzveranstaltungen für dasselbe Publikum. Sie stützt sich auf die Kompetenzen und das solide Netzwerk ihrer Partner, die seit mehr als fünfzehn Jahren in der Banken- und Finanzindustrie tätig sind.
REDAKTION
redaction[at]sphere.swiss
WERBUNG
advertise[at]sphere.swiss
ABONNEMENT
contact[at]sphere.swiss
VERANSTALTUNGEN
events[at]sphere.swiss
Rue Barton 7
Case postale 1806
CH-1211 Genève 1
Welche Rolle spielt Private Equity bei der Diskussion um die Transformation der Wirtschaft und was heisst das für die Anleger? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eevolve. Als Partner für nachhaltiges Wachstum begleitet eevolve mittelständische Unternehmen in der Schweiz, um gemeinsam Werte zu schaffen für Unternehmen, Investoren und die Gesellschaft.
Schauen wir uns zunächst den Markt generell an. 2022 war für viele im Bereich Private Equity eine Zäsur nach rekordhohen Investitionen. Wie sieht es heute aus?
Wir erlebten in der Tat einen starken Boom bis Februar 2022. Mit dem Start des Ukraine-Konflikts, den Zinserhöhungen der Zentralbanken sowie signifikanten Bewertungskorrekturen an den Märkten, war dnach ein starker Rückgang spürbar. Das führte zu einer starken Verlangsamung an Neuinvestitionen und Auswirkungen auf die Ausstiegsaktivitäten, insbesondere auf der IPO-Seite. Damit einhergehend stellen wir eine längere durchschnittliche Haltedauer des Portfolios und verlangsamte Ausschüttungen fest.
Gleichzeitig gibt es auch positive Signale: Private Equity hat sich in der Krise erneut als äusserst widerstandsfähig erwiesen. Es stehen gute Investitionsjahre bevor, auch wegen den tieferen Preisen. Vor allem die kleinen und mittleren Märkte bieten die Chance auf überdurchschnittliche Renditen. .
Wer hat sich hier eher zurückgezogen: Die institutionellen Anleger oder die Privaten?
Die Marktunsicherheiten haben die Investitionen sicher generell gebremst. Insbesondere institutionelle Anleger mussten aufgrund der positiven Entwicklung von Private Equity und den damit resultierenden höheren relativen Anteilen von Private Equity im Gesamtportfolio paradoxerweise ihre Neuinvestitionen in diese Anlageklasse verlangsamen. Bei privaten Investoren hat die Demokratisierung der Analageklasse Private Equity mit vielfältigen neuen Zugangsangeboten erst richtig begonnen.
Was heisst das für eevolve?
Wir haben die Entwicklung klar auch gespürt, und Anleger sind in der Auswahl ihres Investitionspartners anspruchsvoller geworden. Private-Equity-Unternehmen mit einer klaren Differenzierung und einer ausgewiesenen Erfolgsbilanzzählen zählen glücklicherweise weiterhin auf die Unterstützung institutioneller Anleger. Es gibt zudem ein klares Bedürfnis auch auf Seiten der mittelständischen Unternehmen, nach Private-Equity-Lösungen. Unsere Philosophie ist es, als Partner auf Augenhöhe Wachstumskapital in Kombination mit operativer Kompetenz in den Bereichen Unternehmensentwicklung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit einzubringen und den Unternehmen bei Transformationsprozessen zur Seite zu stehen.
Wieso zielen Sie auf mittelständische Unternehmen?
Im Grundsatz eignet sich das Private-Equity-Modell in Zeiten von Veränderungen. Stichworte hierzu sind starke Governance, aktives Eigentum, operative Kompetenz, Langristorientierung und Erfahrung bei Kontrollwechseln. Wir sind davon überzeugt, dass mittelständische Unternehmen ein Bedürfnis haben und es hier eine klare Nische gibt, die die Grossen, wie Partners Group, nicht abdecken.
Im Vergleich zu den USA sind in der Schweiz aber auch in vielen Nachbarländern, die Banken nach wie vor im KMU-Geschäft tätig, oder?
Auf jeden Fall. Doch es findet ein Kulturwandel statt. Die Akzeptanz von Unternehmern steigt kontinuierlich neben passivem Kapital auch aktives Private-Equity-Kapital als Teil einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung zu integrieren. Erst recht, wenn es darum geht, die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit zu schaffen. Die bedingt neben Investitionen auch operative Kompetenz. Gleichzeitig wird sich Private Equity ständig neu erfinden müssen. Das reine Investitions- und Veräusserungsmodell gehört der Vergangenheit an. Die Zukunft liegt in der Rolle als aktiver vertrauensvoller Sparringspartner mit klarem operativem Wertbeitrag.
Welche Ausblicke gibt es für Sie in dieser Situation?
Die Unsicherheiten bleiben bestehen, wir werden wohl auch mit höheren Zinsen und damit verbunden höheren Kapitalkosten rechnen müssen. Es geht darum, das bestehende Portfolio zukunftssicher machen. Konkret heisst das, wir müssen in Szenarien planen, Geschäftsmodelländerungen berücksichtigen und Marktveränderungen antizipieren. Von Seiten der Investoren erwarten wir ein langfristig steigendes Interesse für Anlagen in Private Markets. Dank einfacherem Zugang und steigendem Angebot mittels semi-liquiden Strukturen, Secondaries, Evergreen- und Long-Hold-Strategien öffnet sich die Anlageklasse einem breiteren Publikum. Gleichzeitig wächst die Klasse. Private Debt, Private Infrastructure, Private Real Estate, Private Equity, Secondaries, Growth, Venture: Auch mit diesen Begriffen werden sich die Anleger sehr vertraut machen. Die Renditeerwartungen bleiben absolut und relativ gesehen attraktiv.
Philippe Bucher
eevolve
Philippe Bucher ist Mitgründer und Managing Partner von eevolve. Bucher war zuvor bei Capvis Partner und Mitglied der Geschäftsleitung sowie des Investment Committee. Davor baute in der Funktion als COO Adveq (Schroders Capital) zu einer institutionellen und global tätigen Private-Equity-Firma auf. Seine Laufbahn begann Bucher bei Arthur Andersen und PwC. Er hat einen Master in Wirtschaftswissenschaften der Universität Zürich, ergänzt mit Executive-Programmen an der Harvard Business School und am IMD und er ist sowohl CPA und CFA zertifiziert. Bucher leitet den Private Equity Chapter der Swiss Private Equity & Corporate Finance Association (SECA) und sitzt im Board bei Mill Reef Capital und Emerald Technology Ventures.
Sie werden auch mögen
Jean-Sylvain Perrig
Premyss
Das 60-40-Portfolio: Ein widerstandsfähiges Modell im Härtetest der Märkte
Coming soon
REDAKTION
redaction[at]sphere.swiss
WERBUNG
advertise[at]sphere.swiss
ABONNEMENT
contact[at]sphere.swiss
VERANSTALTUNGEN
events[at]sphere.swiss
Rue Barton 7
Case postale 1806
CH-1211 Genève 1
© 2023 Sphere Magazine
Website erstellt von Swiss House of Brands
Die FINMA-Mitteilung über den Stand der Bewilligungen bei Vermögenverwaltern und Trustee’s von Anfang Jahr hat unterschiedliche Echos ausgelöst. Rund 1’000 Gesuche sind noch bei der FINMA pendent. Für den Regulierungsexperten Michel Tröhler ist das kein Alarmzeichen. In der Umsetzung der Regulierung sind erste Tendenzen ersichtlich, die für die ganze Branche gelten.
Herr Tröhler, Ende Januar wurde bekannt, dass 1’000 Bewilligungsgesuche von Vermögensverwaltern noch bei der FINMA pendent sind, hat Sie diese Zahl überrascht?
Nein, keineswegs. Wir haben mit der FINMA-Aufsichtsmitteilung 02/2023 verlässliche Zahlen: bis zum Jahresende 2022 hat die FINMA insgesamt 1’534 Gesuche von Vermögensverwaltern erhalten. Per Ende 2022 waren insgesamt 642 Vermogensverwalter bewilligt, davon allerdings etwas über 80 als sogenannte inländische Gruppengesellschaften nach FINIG. Wichtig und das muss wiederholt werden: Institute, die ihr Gesuch fristgerecht bis zum 31.12.2022 eingereicht haben, können ihre Geschäftstätigkeit fortführen, bis ein endgültiger Entscheid der FINMA vorliegt. Nur wer diese Frist verpasst hat, darf seine Tätigkeit nicht mehr fortführen und das sind gemäss der FINMA-Mitteilung nur wenige Firmen (rund 20). Sehr hoch ist hingegen die Anzahl Firmen (über 1’000), die auf ein Gesuch verzichtet haben. Hier sind bei Weitem nicht nur Betriebsaufgaben infolge von Frühpensionierungen oder Zusammenschlüssen zu verzeichnen, sondern es haben sehr viele Marktteilnehmer ihr Geschäftsmodell bewusst angepasst und in sind in bewilligungsfreie Bereiche wie z.B. die reine Anlageberatung gegangen. Bei den uVV’s reden wir also über eine regelrechte Flurbereinigung.
Sie hatten Einblick bei verschiedenen Vermögensverwaltern, die sich regulieren liessen. Was waren ihre ersten Eindrücke und wie schätzen Sie den weiteren Verlauf des Regulierungsverfahrens ab?
Zunächst hat dieses Bewilligungsverfahren viel Zeit und bei manchen auch Nerven gekostet. Gleichzeitig ist klar geworden, dass sich das neue Regime in mancher Hinsicht nicht grundlegend von den Standesregeln der früheren SRO’s unterscheidet. Für die meisten Vermögensverwalter haben sich also weniger ihre Aufgabenbereiche, als ihre Organisationsstruktur und die Art der Dokumentation ihrer Aktivitäten verändert. Unklar bleibt teilweise die genaue Aufgabenverteilung zwischen der AO und der FINMA und welche Änderungen, man wann, wem, wie genau zu melden hat. Meines Erachtens sollten punktuelle Änderungen am Weisungswesen, z.B. die Änderung einzelner Kontrollaktivitäten in der IKS-Risk-Matrix keine komplette Eingabe über die EHP nach sich ziehen; hierfür sollen nun von der Aufsicht pragmatische Lösungen gefunden werden.
Die meisten kleineren Vermögensverwalter können sich kaum einen hundertprozentig angestellten Compliance-Officer leisten?
Das ist so. Vielfach gilt es aufgrund der Risiken in den Geschäftsmodellen organisatorische Vorkehrungen wie die funktionale Trennung der ertragsorientierten Aktivitäten von den Kontrolltätigkeiten zu treffen. Danach muss aber das Zusammenspiel in Bezug auf Compliance & Risk im Unternehmen «geübt» werden, da diese Funktionen bei einer Trennung wirklich unabhängig von den anderen Einheiten im Betrieb agieren und das ist für manche Neuland. Hier gibt es externe Möglichkeiten über Auslagerungen und dann sind diese Funktionen wirklich völlig unabhängig. Der Bedarf nach Compliance- und Risk-Expertise wird bei den uVV’s plötzlich sehr gross sein: auch das ist ein weiteres Resultat. Es gibt kaum genügend Compliance-Officer und Risk-Manager in der Schweiz. Hier braucht es neue Angebote aus dem Bereich «Regtech», wobei auch gesagt werden muss, dass die Kontrollen für Compliance & Risk nur bedingt automatisiert werden können.
Auch welche weiteren Veränderungen gegenüber dem vorherigen Regime müssen sich die Vermögensverwalter weiter einstellen?
Kommen wir doch zum Verwaltungsrat. Hier ist bei einer bestimmten Grösse eine Mehrheit von Unabhängigen gefragt. Bei grösseren uVV wird eine gute Ausgestaltung der Corporate Governance zunehmend eine Rolle spielen. Es geht dann plötzlich nicht mehr, dass ein Geschäftsführer auch noch VRP ist. Bislang haben kleinere uVV, wo der Geschäftsführer auch Inhaber (Alleinaktionär) war, nicht einmal die jährliche GV ihrer eigenen AG abgehalten geschweige denn Protokolle ihrer Verwaltungsratssitzungen geführt. Hierauf werden insbesondere die Revisoren ein Auge halten müssen. Das gleiche gilt auch bei der Kontrolle der Eigenmittelanforderungen, die eine wichtige Aufgabe des Risk Managers darstellt. Eine klare Dokumentation ist zentral. Sie sehen: es gibt viele Änderungen in den einzelnen Abläufen und das hat auch Folgen bei den Kosten für die erforderlichen Kontrolltätigkeiten.
Sichtwort Kosten. Kommen wir noch zur Technologie. Hier gab es in den vergangenen Jahren klare Signale, dass ein PMS/CRM-Tool unerlässlich ist. Die Zeiten, in denen man mit Excel-Dateien hantiert hat, seien vorbei. Was haben Sie hier für Erfahrungen gemacht.
Es gibt hier aus meiner Sicht keinen Zwang. Die uVV kennen ihre Kunden sehr gut und wenn deren Zahl überschaubar ist, dann ist eine teure Anschaffung eines Tools nicht notwendig. Ein solcher uVV hat seine Kundendokumentation – wenn auch auf Papier und/oder Excel – sicherlich im Griff. Bei grösseren Organisationen, wir sprechen hier wohl von über 75-100 Kundinnen und Kunden, wird es sich sicher lohnen, in Technologie zu investieren, zumal sich wegen des Überangebots in diesem «Fintech»-Markt die Preise in den letzten Jahren für die uVV’s sehr günstig entwickelt haben, d.h. stark gesunken sind. Ob es ein voll-ausgereiftes PMS/CRM-Tool sein soll oder eine Stand-Alone-Lösung nur für gewisse Bedürfnisse wie Compliance & Risk, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Michael Tröhler
Alithis AG
Michael Tröhler ist Jurist und Regulierungsspezialist. Er arbeitet bei zwei Beratungsunternehmen, einerseits bei der Alithis AG, wo er neben dem Geschäftsführer Marc Blumenfled, welcher auf Truststrukturen spezialisiert ist, 2022 bei etwas über 10 uVV’s die FINIG-Gesuche an die FINMA betreut hat und andererseits bei der BS Consulting GmbH, wo er neben den Tax Services unter der Leitung von Stefan Bouclainville ein neues Geschäftsfeld Compliance Services aufbaut und bereits mehrere Kunden gewonnen hat. Michel Tröhler ist zudem mit Teilzeitpensen bei verschiedenen uVV’s entweder als Funktionsträger oder als Stellvertreter in der Compliance und im Riskmanagement direkt angestellt. Bevor er in die Praxis zurückkehrte, war Michel Tröhler bis Ende 2021 in der Geschäftsleitung beim Verband Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV) für die rund 400 Mitglieder in der Deutschschweiz (Aktiv- und Partnermitglieder) zuständigund zuvor war er jahrelang in der Fondsindustire tätig.
Jean-Sylvain Perrig
Premyss
Das 60-40-Portfolio: Ein widerstandsfähiges Modell im Härtetest der Märkte
Jean-Sylvain Perrig
Premyss
Das 60-40-Portfolio: Ein widerstandsfähiges Modell im Härtetest der Märkte
REDAKTION
redaction[at]sphere.swiss
WERBUNG
advertise[at]sphere.swiss
ABONNEMENT
contact[at]sphere.swiss
VERANSTALTUNGEN
events[at]sphere.swiss
Rue Barton 7
Case postale 1806
CH-1211 Genève 1
© 2023 Sphere Magazine