Net Zero

  • Interview mit Pierre-Noël Formigé
  • CEO
  • Graphenaton

„Wir wollen Graphenaton zu einem Schlüsselakteur der Energiewende machen“

Nachdem er lange Zeit den Sektor der unabhängigen Vermögensverwalter belebt hatte, übernahm Pierre-Noël Formigé die Leitung von Graphenaton, einem Deeptech-Unternehmen mit Sitz in Genf. Ambitionen: die Heizkörper, Batterien und Photovoltaikpaneele der nächsten Generation mit seinen mit Graphen gedruckten Polymerfims auszustatten. Ultra-innovativ!

Womit haben Sie sich beschäftigt, nachdem Sie Sequoia 2019 verkauft haben?

Ich habe als Berater auf der Entwicklungs- und Finanzierungsseite gearbeitet. Ausserdem bin ich in den Verwaltungsrat mehrerer Unternehmen gewählt worden, die im Bereich Blockchain und neue Technologien tätig sind. So kam es, dass ich Graphenaton kennenlernte, das sich noch in der Forschungsphase befand. Ich war von der Technologie und dem Potenzial beeindruckt, obwohl das Management kompliziertes aufgestellt war. Ich investierte also und konzentrierte mich in der ersten Zeit darauf, eine neue Unternehmensführung zu installieren. Im vergangenen Jahr gelang es mir, Alexis Hermann, der bei Natixis den Bereich M&A small/mid cap geleitet hatte, davon zu überzeugen, den Vorsitz des Verwaltungsrats zu übernehmen. Wir haben gemeinsam das Unternehmensprojekt neu definiert, mit neuen Ambitionen, sei es in Bezug auf die Technologie, das Marketing oder die finanziellen Mittel.

Welche Art von Produkten wollen Sie mit Graphenaton anbieten?

Wir nutzen die revolutionären Eigenschaften des innovativen Materials Graphen, welches im Rahmen der Energiewende eine Rolle spielt. Mithilfe der von uns entwickelten – und patentierten – Herstellungsverfahren produziert Graphenaton mit Graphen-Tinte bedruckte Polymerfolien. Ihre Funktionalität ermöglicht innovative technische Lösungen für die Wärmeerzeugung, die Wärmeableitung, die Energiespeicherung und die Herstellung von Solarzellen.

Was sind die wichtigsten Anwendungen, die mithilfe Ihrer Folien möglich sein werden?

Unsere Folien werden in sanften Mobilitätssystemen sowie in Heiz- und Enteisungssystemen für die Bau- und Automobilindustrie eingesetzt. Sie werden künftig auch für den Bau von Solarpaneelen verwendet. Wir sind vollständig auf die Net-Zero-Carbon-Ziele ausgerichtet, die bis 2050 erreicht werden sollen. Mit den Filmen will Graphenaton ein Schlüsselakteur in der Energiewende sein, ähnlich wie Nvidia für die künstliche Intelligenz.

Wie lässt sich die Leistung Ihrer Filme in Zahlen ausdrücken?

Die Leistung wird in Form von Energieeinsparung, Gewichtsersparnis, Benutzerfreundlichkeit und geringen Produktions- und Recyclingkosten gemessen. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Ende 2024 bringen wir gemeinsam mit unseren Industriepartnern einen Heizkörper auf den Markt. Unsere Folien ermöglichen es, den Energieverbrauch bei gleicher Leistung wie bei aktuellen Produkten, um etwa 30 bis 40 % zu senken und dabei 40 bis 50 % günstiger zu sein. Ein weiteres Beispiel: Unsere Superkondensatoren, die sich derzeit in der Entwicklung befinden, sind fünfmal kleiner und dreimal leichter, dabei aber bei gleicher Leistung wesentlich günstiger als die bisherigen Lösungen.

Was werden Ihrer Meinung nach langfristig die wichtigsten Treiber der Energiewende sein?
Ich würde unseren strategischen Dreiklang aufgreifen: Es braucht eine bessere Energieerzeugung mit einem Energiemix, der den Anteil fossiler Energieträger verringert. Gleichzeitig muss die Effiziez beim Verbrauch gesteigert werden. Und ausserdem müssen wir umweltbewusst handeln, sei es bei der Herstellung und dem Recycling von Gütern des täglichen Gebrauchs.

Hier eröffnet sich ein gigantischer Markt für das nächste Vierteljahrhundert. Es sind diese ausserordentlichen Chancen, auf die wir uns fokussieren. Die Energiewende erfordert zahlreiche Initiativen und bahnbrechende Innovationen, die grosse Konzerne aufgrund ihrer Trägheit nicht alle umsetzen können.

Was sind die nächsten Schritte in der Entwicklung von Graphenaton?

Wir wollen den Anfragen unserer Kunden und Partner gerecht werden. Diese Ideen und Vorschläge in industrialisierte und vermarktete Produkte umwandeln. Wir schliessen derzeit Vereinbarungen ab, die von Superkondensatoren für Elektrofahrräder oder die Automobilindustrie bis hin zu Heizstrahlungs- und Photovoltaikfolien für die Automobil- und Bauindustrie reichen, und zwar in Frankreich, Österreich, den Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien oder auch in Kanada.

Wie weit sind Sie in Bezug auf die Finanzierung?

Wir erheben derzeit eine Vorserie A von 2,5 Millionen Franken, der im nächsten Jahr eine Serie A von rund 6 Millionen folgen wird. Die aktuelle Erhebung wird zur Finanzierung der Produktion der bei uns bestellten Heizfolien sowie zur Vorindustrialisierung unserer Superkondensatorfolien verwendet. In diesem Jahr streben wir auf der Grundlage der erhaltenen Aufträge einen Umsatz von ca. 2 Miollionen an; unsere Ziele liegen bei 200 Milllionen ab 2028. Angesichts der grossen Veränderungen, die der Energiewandel mit sich bringt, hat Graphenaton aufgrund seiner Positionierung, seiner Technologie und seines Netzwerks das Potenzial, ein Unicorn zu werden!

Pierre-Noël Formigé

Graphenaton

Pierre-Noël Formigé ist CEO von Graphenaton. Er begann seine Karriere bei Merrill Lynch in London und arbeitete dann für die Coutts Bank in Genf, bevor er im Jahr 2000 die Sequoia-Gruppe gründete. Nachdem er diese 2019 veräussert hatte, gründete er seine Beratungsfirma für Investitionen und Corporate Governance. Er investiert in verschiedene Sektoren, darunter Finanzen, Gesundheit, Fintech und erneuerbare Energien, und beteiligt sich aktiv am Wachstum der Unternehmen, an denen er beteiligt ist. Pierre-Noël Formigé ist Absolvent der London School of Economics.

 

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    • Interview mit Rafael Lötscher
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    «Das digitale Vorsorgecockpit wird kommen»

    Die veränderten Lebensverhältnisse erfordert auch in der beruflichen Vorsorge Anpassungen und Innovationen. . Rafael Lötscher erläutert die verschiedenen Bereiche, in denen wichtige Fortschritte schon heute erzielt werden können

    Sie setzen sich für eine Anpassung der beruflichen Vorsorge an die heutige Lebensrealität ein. Was meinen Sie damit konkret?

    Unser Vorsorgesystem fusst auf einem veralteten Familienbild. Es ist nicht mehr durchgängig so, dass der Mann 100 Prozent arbeitet und die Frau zuhause bleibt und die Kinder erzieht. Heute arbeiten Frauen wie Männer Teilzeit. Patchworkfamilien sind viel verbreiteter als vor 30, 40 Jahren und die Erwerbsbiografien werden vermehrt unterbrochen durch Auszeiten für Weiterbildungen, Sabbaticals, Erwerbslosigkeit und die Pflege von Angehörigen. Zudem wollen immer mehr Menschen nach der Pensionierung weiterarbeiten. Doch das ist aktuell für viele nicht attraktiv.

    Der Staat müsste doch eigentlich ein Interesse daran haben, dass die Weiterarbeit nach der Pensionierung attraktiv ist, oder?

    Um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, wäre es tatsächlich wünschenswert, wenn die Rahmenbedingungen so ausgestaltet würden, dass mehr Personen über das Pensionsalter hinaus erwerbstätig bleiben möchten. Heute ist es allerdings so, dass die Altersrente nicht mehr sistiert werden kann, sobald die Pension angetreten wird. Als Folge steigt die Steuerlast deutlich, denn neben dem Erwerbseinkommen müssen plötzlich zwei zusätzliche Einkünfte versteuert werden: die Renten aus der ersten und der zweiten Säule.

    Können Sie das erläutern?

    Stellen sie sich ein Ehepaar in der Stadt Zürich vor. Dieses erzielt vor der Pensionierung ein Haushaltseinkommen von 130’000 Franken und zahlt Steuern in der Höhe von 10’000 Franken. Während die Frau bereits pensioniert ist, entscheidet sich der Mann, im Ruhestand in einem Pensum von 50 Prozent weiterzuarbeiten. Tut er das, verdoppelt sich der Steuerbeitrag für das Ehepaar mit 17’600 Franken beinahe!

    Wie könnte die Situation verbessert werden?

    Erstens sollten diejenigen, die nach der Pension weiterarbeiten, von einem höheren Rentnerfreibetrag bei der AHV profitieren können. Ausgenommen ist aktuell lediglich ein Freibetrag von 16’800 Franken, welcher auf einer Logik aus dem Jahre 1979 fusst und seltsamerweise nie mehr angepasst wurde. Eigentlich müsste diese Grenze der damaligen Logik folgend heute 22’050 Franken betragen.

    Und zweitens?

    Die Rente aus der zweiten Säule sollte bei unvorhergesehener Wiederaufnahme einer Tätigkeit im Rentenalter sistiert werden können, damit diese Einkünfte nicht zu einer Steuerprogression führen.

    Wo sehen Sie weiteres Anpassungspotential?

    Die Versicherten verstehen oft nicht wirklich, welche Rentenleistungen sie im Ruhestand kriegen. In unserem digitalen Zeitalter sollten Vorsorgecockpits Standard sein. Solche Tools würden das Verständnis für die individuellen Rentenleistungen deutlich erhöhen. In einer idealen Welt hätten alle Versicherten Zugang zu einem digitalen Vorsorgecockpit, wo alle Leistungen aus der ersten, zweiten und dritten Säule übersichtlich und abschliessend dargestellt sind. Hier sind uns verschiedene EU-Länder bereits deutlich voraus und bieten solche Cockpits an. Bestrebungen in diese Richtung sind in der Schweiz zwar endlich breit abgestützt lanciert, aber wir müssen uns wohl noch einige Zeit gedulden.

    Ein anderes Thema, das in den vergangenen Jahren emotional diskutiert wurde, ist, dass Frauen deutlich tiefere Renten haben als Männer – vom Gender Pension Gap ist die Rede. Diese Kluft dürfte nicht so einfach zu schliessen sein.

    Wir würden dort ansetzen, wo die Kluft entsteht: Bei der Kinderbetreuung. Hier müsste ein Ausgleich unter den Erziehungsberechtigungen geschaffen werden.

    Das klingt etwas abstrakt.

    Konkret könnte man den Ausgleich davon abhängig machen, wie stark die Pensen der Elternteile voneinander abweichen. Arbeiten beide gleich viel, braucht es keinen Ausgleich. Reduziert ein Elternteil sein Arbeitspensum unter 50 Prozent, so sollte die Person in der AHV die volle Erziehungsgutschrift von 43’020 Franken erhalten. Heute wird in der Regel immer hälftig geteilt. Im BVG könnte zwar ein ähnlicher Ansatz verfolgt werden, allerdings steckt hier der sprichwörtliche Teufel nicht im Detail, sondern in der Administration. Daher sehe ich viel eher Chancen, ein Splitting im BVG während der Erziehungszeit der Kinder zu prüfen, gekoppelt an einen freiwillig wählbaren Versicherungsschutz über die Pensionskasse der höherprozentig weiterarbeitenden Person. Dieser Versicherungsschutz wird regelmässig vergessen, wenn jemand das Arbeitspensum zur Kindererziehung vorübergehend reduziert. Es ist vielen nicht bewusst, dass eine Reduktion des Arbeitspensums nicht nur den Kapitalaufbau für das Alter behindert, sondern auch zu einer empfindlichen Reduktion oder gar einem Wegfall überlebenswichtiger Versicherungsleistungen führt.

    Rafael Lötscher

    PensExpert

    Rafael Lötscher ist seit Januar 2021 CEO von PensExpert. Zuvor leitete er während zehn Jahren die Fachgruppe Sozialversicherungen und Vorsorge bei BDO Schweiz und war gleichzeitig stellvertretender Leiter der BDO-Niederlassung in Zug. Als Partner von BDO hat er sich ein umfassendes Fachwissen im Bereich Treuhand/Steuern angeeignet, das er auch als langjähriger Referent weitergegeben hat.

     

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      Fixed Income

      Investment Lösungen

      • Xavier Sanjurjo
      • Senior portfolio manager, Fixed Income
      • Reyl Intesa Sanpaolo

      Der Schlüssel zum besseren Verständnis des aktuellen Kreditzyklus

      Die zum Teil widersprüchlichen Aussagen der Zentralbanken zu Inflation und Zinsentwicklung führen dazu, dass die Anleihenmärkte schwierig voraussehbar geworden sind. Xavier Sanjurjo erläutert die Hintergründe, und zeigt auf, wie der aktuelle Kreditzyklus zu verstehen ist. 

       

      Francesco Mandala

      Vor zwei Jahren leiteten die Zentralbanken die aggressivste geldpolitische Straffung seit Jahrzehnten ein, um die ausserordentlich expansiven Finanzierungsbedingungen während der Pandemie einzudämmen; diese Massnahmen trugen dazu bei, eine grössere Wirtschaftskrise abzuwenden, indem sie die Welle von Zahlungsausfällen eindämmten, die damals auf den Kreditmärkten einsetzte. Dank der kräftigen wirtschaftlichen Erholung haben die Fundamentaldaten von Unternehmen wieder das Niveau von vor COVID erreicht. Dies und die erneute Attraktivität der angebotenen Renditen haben die Anleger wieder auf den Markt für Unternehmensanleihen gelockt, der im Jahr 2023 Renditen von 8,40Prozent für US-Investment Grade (IG) und 13,50 Prozent für High Yield (HY) erzielt hatte.

      Angesichts eines scheinbar weit fortgeschrittenen Konjunkturzyklus, eines Wiederauflebens der Zinsvolatilität aufgrund von Unsicherheiten über den Zeitpunkt einer Lockerung durch die Fed, wachsender geopolitischer Risiken und knapper Kreditbewertungen stellt sich jedoch die Frage, wie sich Investoren an den Anleihemärkten positionieren sollten.

      Der Kreditzyklus – ein Fahrplan für eine wirksame Positionierung

      Als Kreditzyklen bezeichnet man das wiederkehrende Muster von Expansion und Kontraktion der Kreditverfügbarkeit und der Preisgestaltung in einer Volkswirtschaft. Sie sind durch Verschiebungen bei den Kreditvergabestandards, der Kreditnachfrage und den allgemeinen Marktbedingungen gekennzeichnet. Sie werden insbesondere von der Wirtschaftslage, der Geldpolitik und der Marktstimmung beeinflusst und haben einen grossen Einfluss auf die Kreditkosten, Investitionsentscheidungen und die Wirtschaftstätigkeit insgesamt. Kreditzyklen bestehen in der Regel aus vier Phasen: Abschwung, Kreditsanierung, Erholung und Expansion/Spätphase.

      Wo stehen wir im aktuellen Zyklus?

      Eine Reihe von Indikatoren deutet darauf hin, dass sich der US-Kreditzyklus derzeit in seiner Expansions-/Spätzyklusphase befindet, beginnend mit einem starken, wenn auch rückläufigen Wirtschaftswachstum (1,6 Prozent im 1. Quartal 24 gegenüber 3,4 Prozent im 4. Quartal 23) und einer Inflation von 3,5 Prozent Ende März, was die Fed zwingen dürfte, ihre restriktive Politik noch länger beizubehalten.

      Diese Entwicklungen dürften die Finanzbedingungen, die sich seit dem letzten Jahr vor dem Hintergrund eines robusten Wirtschaftswachstums erheblich gelockert haben, weiter einschränken, so dass sich die Unternehmen auf den Kapitalmärkten refinanzieren können, wenn auch zu höheren Kosten. Die Rendite auf den US-amerikanischen IG-Unternehmensanleihemärkten liegt laut ICE BofA-Indizes derzeit bei 5,74 Prozent (nahe einem 15-Jahres-Hoch) und bei 8,29 Prozent für US-HY.

      Höhere Renditen, reichlich Liquidität und eine anhaltende Risikobereitschaft – wie die Outperformance der risikoreicheren Kreditsegmente in den letzten zwei Jahren zeigt – haben zu einem erneuten Interesse an Unternehmensanleihen beigetragen, was zu einer deutlichen Verengung der Credit Spreads geführt hat, die nun mit historischen Tiefstständen flirten.

      Dieser Zugang zu den Kapitalmärkten hat es den Emittenten ermöglicht, ihr Fälligkeitsprofil zu verbessern, wodurch ihr Refinanzierungsrisiko in den kommenden Jahren a priori beseitigt wurde. Auch ihre Fundamentaldaten haben sich nach der Pandemie deutlich verbessert, da sie von einer starken wirtschaftlichen Erholung profitierten und die Verschuldungs- und Solvabilitätskoeffizienten wieder das Niveau von vor COVID erreicht haben. In letzter Zeit ist jedoch eine leichte Verschlechterung zu beobachten, die auf höhere Kreditkosten und ein langsameres Ertragswachstum zurückzuführen ist.

      Auswirkungen auf festverzinsliche Portfolios

      Auch wenn es der Fed gelungen zu sein scheint, eine weiche Landung im aktuellen geldpolitischen Straffungszyklus zu erreichen, gibt es Risiken für eine turbulente Landung, von denen das wichtigste eine anhaltende Inflation ist. Sicher ist, dass der Handlungsspielraum der Fed immer kleiner wird und dass sie die Märkte auf höhere und längere Zinsen vorzubereiten scheint, was zweifellos weiterhin für Volatilität an den Zins- und Kreditmärkten sorgen wird.

      Wenn man sich an der Geschichte orientiert, sprechen diese Überlegungen zusammen mit den relativ knappen Bewertungsniveaus für eine vorsichtige Positionierung auf den Märkten für Unternehmensanleihen, was eine Verringerung des Kreditrisikos im Portfolio und die Bevorzugung von IG-Unternehmensanleihen hoher Qualität sowie von US-Treasuries impliziert.

      Xavier Sanjurjo

      Reyl Intesa Sanpaolo

      Xavier Sanjurjo ist für die Auswahl von Anleihen und die Verwaltung spezifischer Mandate im Asset Management der Bank Reyl zuständig. Zuvor war er für verschiedene Privatbanken und Family Offices als Anlageberater und Portfoliomanager tätig. Sanjurjo hat an der Universität Genf Biochemie studiert und verfügt über die Zertifizierungen CFA und FRM, ergänzt durch ein CFA Certificate in ESG Investing und ein CFA Certificate in Climate & Investing.

       

      Übertragung

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      • Benjamin Diwan
      • Geschäftsführender Partner
      • Crescendo

      „Ich komme mit einem NextGen-Ansatz, der heute unverzichtbar geworden ist“

      Zwanzig Jahre nachdem sein Vater Jacques das Unternehmen gegründet hat, übernimmt Benjamin Diwan die Leitung von Crescendo, mit Douglas Kalen an seiner Seite. Ein Generationswechsel – der noch von der Finma genehmigt werden muss -, der die derzeitige Erneuerung des Sektors sowohl bei den Kunden als auch bei den Vermögensverwaltern verdeutlicht.

      Sie übernehmen die Leitung von Crescendo, zwanzig Jahre nachdem Ihr Vater das Unternehmen 2004 gegründet hat. Welche Ausrichtung möchten Sie dem Unternehmen in den nächsten 20 Jahren geben?

      Ich möchte zunächst darauf hinweisen, dass ich die Leitung von Crescendo an der Seite von Douglas Kalen übernehme, der die Gruppe mitbegründet hat. Er und ich ergänzen uns sehr gut. Er bringt seine grosse Erfahrung im Bereich der Vermögensverwaltung in das Unternehmen ein, und ich komme mit einem NextgGen-Ansatz, der heute unverzichtbar geworden ist. Mein Vater bleibt im Übrigen im Verwaltungsrat und wir werden auf diese Weist noch weiter von seiner Erfahrung profitieren können.

      Gemeinsam wollen wir die DNA von Crescendo und seine einzigartige Positionierung auf dem Markt bewahren, aber wir wollen auch ein neues Angebot entwickeln, das den Erwartungen der neuen Generation besser entspricht. Für mich bedeutet dies eine einfache, konsistente und transparente Verwaltung, die Themen einbezieht, mit denen sich die NextGen-Kunden sofort auseinandersetzen.

      Auf einer anderen Ebene werden wir unsere Kapazitäten in Bezug auf Governance und Strukturierung von Finanzprodukten für unsere Privatkunden stärker zur Geltung bringen. Diese Dienstleistungen, die unsere Vermögensverwaltung ergänzen, entsprechen einem immer grösseren Bedarf.

      Welche Prioritäten haben Sie heute?

      In der nächsten Zeit setzen wir alles daran, einen perfekten Übergang in der Unternehmensführung zu gewährleisten. Gemeinsam mit Douglas nehmen wir uns dabei die Zeit, die wir brauchen, um unseren Kunden und Partnern unsere Vision und Strategien zu erklären.

      Was gefällt Ihnen an der Welt der Vermögensverwaltung und an der Art und Weise, wie sie sich heute entwickelt?

      Es ist eine Welt, die ich seit meiner Kindheit sehr gut kenne. Ich war schon immer fasziniert von den menschlichen Beziehungen, die zu den Kunden aufgebaut werden, und von dem echten Einfluss, den diese Beziehungen auf ihr Leben haben, und zwar über den rein finanziellen Aspekt hinaus. In einer Welt, in der das Digitale vorherrschend geworden ist, freue ich mich, dass die persönliche Beziehung zwischen einem Kunden und seinem Vermögensverwalter nach wie vor von grösster Bedeutung ist. Immer mehr Kunden werden sich dieses Mehrwerts bewusst, der durch die menschliche Dimension entsteht.

      Wo muss man Neues einführen, um den Erwartungen und Bestrebungen der neuen Generationen gerecht zu werden?

      Heutzutage sind Technologie oder der Zugang zu privaten Märkten keine Unterscheidungsmerkmale mehr, sondern „Must-haves“. Für mich besteht der Schlüssel darin, ein Mehrgenerationenteam zu haben, das den Erwartungen der neuen Generationen gerecht werden kann. Dazu gehört das Zuhören und Verstehen. In diesem Sinne denke ich, dass Crescendo nun über eine ausgezeichnete Grundlage verfügt.

      Wie teilen sich Ihre Aktivitäten heute zwischen Asset Management und Wealth Management auf?

      Wir konzentrieren uns überwiegend auf das Wealth Management. Unser Asset Management bedient die Bedürfnisse unserer Kunden sowie anderer Vermögensverwalter und Family Offices mit spezialisierten Strategien, vor allem in privaten Märkten, die nicht leicht zugänglich sind.

      Auf welche Weise setzen Sie Endowment-Strategien bei der Verwaltung Ihrer Portfolios um?

      Wir erreichen dies durch eine diversifizierte Asset Allocation, die alle Anlageklassen umfasst, sowohl auf öffentlich handelbaren als auch auf privaten Märkten. Wir haben Kompetenzen in den sogenannten privaten Anlageklassen entwickelt, die bei uns Private Debt, Immobilien und Private Equity umfassen.

      Benjamin Diwan

      Crescendo

      Benjamin Diwan Crescendo group Benjamin Diwan kam 2018 zu Crescendo, wo er 2021 zum Chief Operating Officer ernannt wurde. Nachdem er im vergangenen Jahr in Partnerschaft mit einer luxemburgischen Gruppe ein Unternehmen gegründet hatte, das auf Family Governance und Vermögensstrukturierung spezialisiert ist, übernahm er im April 2024 die Position des Managing Partners von Crescendo an der Seite von Douglas Kalen, dem Mitbegründer der Gruppe. Benjamin begann seine Karriere in Kalifornien bei der Firma Genesis Capital als Leiter der Analyseabteilung und wechselte dann zum Investmentteam von Fundana, einem Schweizer Asset Manager, der sich auf Hedgefonds spezialisiert hat. Benjamin hat einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der Universität Richmond (Virginia, USA).

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      Finanzwerte

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      • David Benamou
      • Chief Investment Officer
      • Axiom Alternative Investments

      Europäische Banken wieder im Spiel

      Nach einem Rekordergebnis im Jahr 2023 und einer sehr guten Performance seit Jahresbeginn überdenkt Axiom-CIO David Benamou die Anlagethese des Sektors für 2024.

      Erstes Quartal 2024: Höhere Ergebnisse

      Der Marktkonsens ging ab dem vierten Quartal 2022 davon aus, dass der Höhepunkt der Zinsmargen im ersten Quartal 2023 erreicht sein würde, bevor sie zu sinken begannen. Dies war jedoch nicht der Fall. Erstens sind die Zinssätze nicht gesunken, da die Inflation und die Wirtschaftsindikatoren nicht mehr auf ein Soft Landing, sondern auf ein No Landing hindeuten. Das Deposit Beta, d.h. der Anteil der Einlagenzinsen, der an die Einleger zurückfliesst, sollte bei über 50% liegen und blieb bei < 25%. Schliesslich zog auch die Kreditvergabe wieder an. Gleichzeitig erholte sich das Provisionsgeschäft, insbesondere im Investmentbanking, und die grossen US-Banken gaben Ergebnisse für das erste Quartal 2024 bekannt, die deutlich über den Konsensschätzungen lagen. Die europäischen Banken veröffentlichten erneut steigende Ergebnisse und einige bemerkenswerte Entwicklungen, wie die Deutsche Bank, die ihr bisher bestes Quartal verzeichnete, oder die Nettozinsmarge der spanischen Banken, die weiter anstieg.

      Im Jahr 2023 erreichte die Rentabilität des Sektors mit 0,63% die höchste Kapitalrendite seit 2007, und es wird erwartet, dass sie im ersten Quartal 2024 weiter steigen wird.

      Risiken und Solvenz: Historisch niedrige Risikokosten und verbesserte Solvenz

      Seit vielen Quartalen sind die Risikokosten im europäischen Bankensektor auf einem historischen Tiefstand. Die Quote der notleidenden Kredite in europäischen Banken sinkt weiter. Die gute Entwicklung der Wirtschaftsindikatoren im ersten Quartal 2024 deutet darauf hin, dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten fortsetzen wird. Dieses günstige Umfeld und die steigende Rentabilität haben es den europäischen Banken ermöglicht, ihre historisch hohen Aktienrückkaufprogramme mit Genehmigung der Aufsichtsbehörden fortzusetzen.

      Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die historisch schwächsten Glieder des Sektors teilweise auf spektakuläre Weise in die Gewinnzone zurückkehrt sind: Banca Monte dei Paschi gehört 2023 zu den Klassenbesten!

      Regulatorische Baustellen: Das Ende der grossen Arbeit

      Am 25. April 2024 hat das Europäische Parlament das Banking Package, besser bekannt als Basel IV, offiziell verabschiedet. Diese Abstimmung stellt einen Schlusspunkt unter mehrere Baustellen dar, die fast 15 Jahre dauerten, um die Regulierungslandschaft neu zu gestalten. Einige der endgültigen Bestimmungen sind vorteilhafter als in den Entwürfen vorgesehen. So führte der «Dänische Kompromiss» zu einer Verringerung der regulatorischen Kapitalanforderungen für Allfinanzkonzerne, die einen wichtigen Teil des europäischen Finanzsektors darstellen.

      Die Verabschiedung von Basel IV markiert das Ende einer langen Phase regulatorischer Unsicherheiten für den Sektor, der unter einem deutlichen Abschlag auf die Bewertungsmultiplikatoren gelitten hat. Die nun beginnende Phase der finanziellen Stabilität dürfte eine Neubewertung der Risikoprämien begünstigen.

      Makroökonomischer und geopolitischer Hintergrund: Mehr Inflation, mehr Investitionen zu finanzieren

      Nach einer langen Durststrecke ist das wirtschaftliche Umfeld für den europäischen Bankensektor wieder vorteilhafter geworden. Mittel- bis langfristig könnten zwei grosse neue wirtschaftliche Baustellen Europa dauerhaft aus dem vorherigen, durch die Globalisierung und eine niedrige Inflation geprägten Wirtschaftszyklus herausführen. Zunächst einmal schlug sich der COVID-Schock in dem politischen Willen nieder, Europa zu reindustrialisieren. Diese industrielle Neuausrichtung, die zahlreiche Investitionen erfordert, die finanziert werden müssen, wird zwar inflationär sein, ist aber auch ein Wachstumsfaktor für den europäischen Bankensektor, der über 70% der Wirtschaft in Europa finanziert. Die andere grosse Baustelle, die Energiewende, könnte in den nächsten Jahren bis zu 500 Mrd. Euro an Investitionen pro Jahr verschlingen. Die europäischen Banken werden bei der Finanzierung dieser Investitionen eine zentrale Rolle spielen.

      Diese grossen Veränderungen deuten auf ein Umfeld hin, in dem die mittel- und langfristigen Zinssätze dauerhaft höher sind als im letzten Jahrzehnt, und – wie bei allen großen industriellen Veränderungen – auf ein Wachstum der damit verbundenen Finanzierungsaktivitäten.

      Bewertungen: Attraktive Prämien

      Die Aktien und Anleihen des Sektors weisen Renditeprämien auf, die vor dem Hintergrund steigender Gewinne und tiefgreifender Veränderungen des makroökonomischen Umfelds besonders attraktiv werden.

      Die Aktien des Sektors werden etwa 50% unter ihrem historischen Durchschnitt bewertet. Was die Kreditinstrumente betrifft, so zeigt die folgende Grafik die Renditeaufschläge der von Banken ausgegebenen Anleihen gegenüber dem Unternehmenssektor mit gleichem Rating.

      Bei gleichem Rating bieten von Banken ausgegebene Anleihen einen Aufschlag im Vergleich zu Unternehmensanleihen

      Wir glauben, dass der Sektor in einem für ihn dauerhaft günstigeren wirtschaftlichen Umfeld wieder den Status einer strategischen Allokation in den Portfolios erlangen wird.

      • Axiom European Banks Equity: +30.94%.
      • Axiom Obligataire: +5.15%.

      Quelle: Bloomberg. Performance am 07/05. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf die zukünftige Wertentwicklung.

      David Benamou
      Chief Investment Officer
      David Benamou war von 2000 bis 2011 stellvertretender Direktor der Abteilung Structured Capital Finance bei der Société Générale. Zuvor arbeitete er bei CDC Marchés in der Abteilung für Anleiheemissionen, wo er für die Erstellung von Anleiheprospekten zuständig war. David Benamou hat einen Master in Wirtschaftsrecht und Steuerrecht sowie einen Master in internationalem Wirtschaftsrecht und Management von der ESSEC.
      David ist seit 2009 Aktionär und Gründer von Axiom Alternative Investments.

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