• Jérôme Marie
  • Managing Director, Private Equity

  • Oddo BHF Asset Management

Sekundärmarktinvestments – eine Anlageklasse im Aufwind

Der Private Equity-Sekundärmarkt hat sich in den letzten Jahren im Private Equity-Universum als eigenständige Anlageklasse fest etabliert. Jérôme Marie ist Experte für dieses Marktsegment und geht hier auf dessen Entwicklung, Facetten und Rolle in Anlageportfolios ein.

In den beiden letzten Jahrzehnten hat der Private Equity-Sekundärmarkt vieles verändert: Waren es ursprünglich vor allem Distressed Sellers, die sogenannten „Limited Partners“ oder kurz „LPs“, die ihre Fondsanteile notgedrungen auf dem Sekundärmarkt verkauften, so hat sich der Markt längst etabliert und bietet eine zusätzliche Optionalität für aktives Bilanzmanagement – unabhängig von den jeweiligen Marktbedingungen.

Die Fondsmanager selbst, die sogenannten General Partners (kurz: GPs), nutzen den Sekundärmarkt zunehmend selbst, wenn sie ihre renditestärksten Assets zur Maximierung ihres Werts behalten und ihren LPs gleichzeitig eine Exit-Option anbieten wollen.

Aus diesem Grund verzeichnet der Private Equity-Sekundärmarkt seit fünfzehn Jahren ein exponentielles Wachstum – die Secondary-Transaktionsvolumina haben sich verelffacht, wobei sich das durchschnittliche jährliche Wachstum dieses Marktes einer 2022 veröffentlichten Jefferies-Studie zufolge auf 30% beläuft. Das ungebrochene Wachstum der Private Equity-Primärmärkte erzeugt unserer Ansicht nach kräftigen Rückenwind für die Expansion des Private Equity-Sekundärmarkts.

Günstige Rahmenbedingungen am Sekundärmarkt

Angesichts der zuletzt hohen Volatilität der Märkte für börsennotierte Assets, ihrer Negativfolgen für die Bilanzen der LPs und der schwächeren M&A-Dynamik haben Sekundärmarktinvestoren eindeutig wieder die Oberhand gewonnen, denn sie können nicht nur Portfolios mit vielen Basiswerten aufbauen und diversifizieren, indem sie die Transaktionen der LPs und GPs nutzen, sondern profitieren möglicherweise auch von einem höheren Liquiditätsabschlag. Dieser Abschlag könnte unseres Erachtens am Sekundärmarkt attraktiv werden, insbesondere am Risikokapitalmarkt, sofern man die gewöhnlich lange Haltedauer und das Risiko des Kapitalverlusts in Kauf nimmt, die mit dieser Art Investment verbunden sind.

Oberstes Gebot ist jedoch eine konsequente Selektivität: Hierzu ist eine gründliche Analyse der Übernahmekandidaten und der Branchen erforderlich – so stufen wir die Bereiche Ökologie, Digitalisierung und Gesundheitswesen als besonders widerstandsfähig ein.

Auf welche Anlagestrategie sollen Investoren setzen?

Am Sekundärmarkt sollte der Schwerpunkt auf kleinen und mittleren Transaktionen mit Engagements in einer Grössenordnung von 10 Mio. bis 100 Mio. Euro und einer Diversifikation auf globalen Anlagezonen liegen. Dieses Marktsegment zeichnet sich unserer Meinung nach durch einen relativ begrenzten Wettbewerb aus und bietet, ausgehend von den von Prequin für 2021 ermittelten Daten, besonders attraktive risikobereinigte Renditen. Möglich ist ferner eine sich ergänzende Kombination aus Primärmarkt- und Sekundärmarktfonds sowie Co-Investitionen. Die Umsetzung solch diversifizierter Strategien kann auch mittels Fonds mit spezifischem Verwaltungsansatz wie Venture Capital oder durch einen Fokus auf Umweltthemen erfolgen.

Die wissenschaftliche Forschung hat gezeigt, dass die Beimischung nicht börsennotierter Vermögenswerte in ein Portfolio eine Optimierung der Gesamtrenditen bei gleichem Risikoniveau ermöglicht – dies geht aus einer im Jahr 2020 erstellten Studie des INSEAD hervor. Aus den genannten Gründen ist eine auf Private Equity-Sekundärmarktfonds beruhende Anlagestrategie aus unserer Sicht für jede strategische Allokation geeignet. Dies gilt nicht nur für versierte Investoren, sondern auch für Anleger, die eine ganz neue Exposure aufbauen und dabei sowohl die Haltedauer als auch das Kapitalverlustrisiko im Auge haben.

 

Jérôme Marie

Oddo BHF AM

Seit 2014 ist Jérôme Marie Managing Director bei Oddo BHF Private Equity und seit Ende 2022 bei Oddo BHF AM. Im Jahr 2004 wechselte er zu ARCIS Capital und war dort von 2005 bis 2012 als Secondary Fund Investment Director tätig. Jérôme Marie verfügt über einen MBA des INSEAD und einen Master in Finanzwirtschaft der ESSEC.

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