Investment Lösungen

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Innovationskultur als Motor der US-Wirtschaft

Die Entwicklung der US-Märkte hängt von mehreren Variablen ab, aber es gibt einige eher strukturelle Faktoren, die sich langfristig als entscheidend erweisen. Nach Ansicht von Aman Kamel sind dies in erster Linie Unternehmertum, Risikobereitschaft und vor allem eine ausgeprägte Innovationsfreude.

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Der S&P 500 hat in den vergangenen 10 Jahren ein annualisierten Performance von fast 11 % erreich (Stand Ende Dezember), beim Nasdaq-100 waren es fast 18 %. Damit bleibt der amerikanische Markt unübertroffen. Dahinter steckt ein Ökosystem das die USA zu einem der innovativsten Länder überhaupt gemacht hat und damit auch ein Modell für Leistung und Effizienz. Die USA sind nach wie vor die grösste wissenschaftliche und technologische Macht der Welt. Es ist die amerikanische Kultur, die das Unternehmertum und das Engagement der Universitäten in der angewandten Forschung fördert, die letztendlich einen positiven Kreislauf geschaffen hat. Darüber hinaus erleichtert die im Laufe der Zeit entstandene Nähe zwischen Unternehmen und Hochschulen die Interaktion und den Technologietransfer. Während ihres gesamten Studiums werden die Studenten dazu ermutigt, ihre Arbeiten in einer unternehmerischen Logik durchzuführen. Das Silicon Valley ist ein perfektes Beispiel für diese Denkweise. Um sich davon zu überzeugen, genügt ein Blick nach Stanford. Mehrere Tech-Giganten wie Google oder HP wurden auf dem dortigen Campus gegründet. Natürlich sind auch das MIT und Harvard nicht zu unterschätzen.

Um diese Basis zu vervollständigen, ist auch die Art und Weise, wie diese unternehmerische Projekte finanziert wurden, zu einer der Hauptstärken dieser Wirtschaft geworden. Die USA sind in der Lage, massenhaft Start-ups hervorzubringen, da spezialisierte Fonds die Kunst beherrschen, den Start und die Entwicklung solcher Jungunternehmen zu finanzieren. Bis 2022 haben diese Start-ups, die vor allem im Small & Mid Segment vertreten sind, über 200 Milliarden US-Dollar eingesammelt. Das ist weit über der Summe, die in Asien und Europa bereitgestellt wird.

Ein Teil des so bereitgestellten Kapitals stammt zunehmend von grossen globalen Konzernen ab, die die Kontrolle über aufstrebende Technologien behalten, und die langfristig Werte schaffen wollen. Viele dieser Grosskonzerne haben sich in den letzten Jahren durch externes Wachstum verstärkt, indem sie eine Rekordzahl mittelständischer Unternehmen aufkauften. So kam es im Jahr 2023 zu einigen attraktiven Transaktionen. Amazon übernahm de One Medical für 3,8 Milliarden US-Dollar, IBM will mit der Übernahme von Apptio für 4,6 Milliarden seine Entwicklung in der Hybrid-Cloud und der KI vorantreiben, Cisco wiederum will sich im Bereich Cybersicherheit verstärken und hat für die Übernahme von Splunk nicht weniger als 28 Milliarden hingeblättert. Ganz nebenbei sichern sich diese Giganten mit der Übernahme dieser Unternehmen grosse Talentreservoirs.

US-amerikanischen Unternehmen sind sich demnach seit jeher bewusst, dass Innovation ein wichtiger Wachstumsfaktor ist, der hohe Investitionen rechtfertigt, da er langfristigen Werte schafft. 2022 wird das Budget für Forschung und Entwicklung in den USA rund 600 Milliarden US-Dollar betragen. Wenn dies eine olympische Disziplin wäre, würden die USA zahlreiche Medaillen sammeln. Im gleichen Jahr wurden in den USA 70.000 Patente angemeldet. Der Aufstieg der Künstlichen Intelligenz ist ein perfektes Beispiel für die Entwicklung, die die Amerikaner zu Hause gelernt haben, neuen Technologien zu fördern.

Historisch gesehen hat die US-Regierung stets grosse industriepolitische Programme in Form von öffentlich-privaten Partnerschaften unterstützt. Sie waren von entscheidender Bedeutung, um die Wettbewerbsfähigkeit der USA im letzten Jahrhundert zu festigen. Heute setzen das IIJA 550 Milliarden über zehn Jahre ein, bei CHIPS sind es 200 Milliarden über fünf Jahre und beim IRA 369 Milliarden über zehn Jahre hinweg. Diese Programme ziehen private Investitionen an und beschleunigen Innovationen, um so die Leistungsfähigkeit der US-Wirtschaft in einigen Schlüsselsektoren zu stärken. Dies gilt beispielsweise für die Bereiche Halbleiter und erneuerbare Energien. De facto haben diese Zuflüsse dazu beigetragen, dass die Ausgaben für die Bildung erhöht wurden, um qualifizierte Arbeitskräfte in den sich verändernden Industrien zu sichern. Es ist klar, dass die derzeitigen Bewertungen an den US-Märkten für einige Unternehmen hoch erscheinen können. Dies gilt insbesondere für Apple, Amazon und Tesla. Aber man darf nie aus den Augen verlieren, dass Dynamik und Wertschöpfung zwangsläufig mit einer Prämie einhergehen, einem Kostenfaktor, der sich an den künftigen Gewinne orientiert.

Aman Kamel

Trillium

Aman Kamel trat 2022 dem Managementteam von Trillium bei, um insbesondere den Manavest Swiss Equity Fund unter seine Verantwortung zu nehmen. Zuvor war er über 13 Jahre lang als Analyst und Fondsmanager für die Synchrony-Reihe der BCGE auf dem Schweizer und US-Markt tätig. Aman verfügt über ein Diplom in Vermögensverwaltung und eine Zertifizierung in nachhaltiger Finanzwirtschaft des Institut Supérieur de Formation Bancaire (ISFB).