Bottom line
Sybille Wyss
Tareno
“Entscheidend ist was Netto dem Kunden bleibt – nach Abzug der Kosten”
Der Basler Vermögensverwalter Tareno hat beim Vermögensverwalter-Rating der Bilanz erneut den ersten Rang erzielt –über die Zeiträume von drei und fünf Jahren. Im Interview spricht CEO Sybille Wyss über die Anlagestrategie, die Kundenbedürfnisse und über die Krypto-Strategie.
Tareno hat erneut im Bilanz-Rating den ersten Platz als Vermögensverwalter des Jahres 2024 erreicht. Was sind die Gründe dafür?
Der Schlüssel zu unserer beständigen Performance liegt zunächst in der Konsistenz unseres Anlageprozesses und unserer Fähigkeit, uns nicht vom „Lärm“ am Aktienmarkt verunsichern zu lassen. Wir verfolgen einen disziplinierten Ansatz, der auf einer tiefgehenden Analyse und einem soliden Verständnis der Märkte basiert.
Wir legen grossen Wert darauf, unsere Portfolios kontinuierlich zu überprüfen und anzupassen, um nicht auf kurzfristige Trends zu reagieren, sondern langfristige Chancen zu erkennen. Aktives Risikomanagement und Diversifikation sind die Grundlagen für nachhaltige Wertgenerierung, ohne dabei unverhältnismässig hohe Risiken einzugehen.
Im Bilanz-Rating wird sehr stark auf die Sharpe Ratio geachtet. Wie messen Sie die Performance, welche Kriterien sind für Sie ausschlaggebend?
Ein Vergleich auf Basis der Sharpe Ratio, sprich die erzielte Performance unter Einbezug der Volatilität, ist in einem Performance-Wettbewerb sinnvoll und stellt für uns eine geeignete Basis für einen Vergleich dar. Unterjährig vergleichen wir unsere erzielte Performance in den verschiedenen Risikoklassen mit den Anlageergebnissen von Strategiefonds der Banken und Mandaten von anderen Vermögensverwaltern. Dazu haben wir eine Peer-Gruppe gebildet und vergleichen uns auf monatlicher Basis.
Welche Rolle spielt die Anlageperformance im Vergleich zum Risiko bei Kundengesprächen – auch im Vergleich zu anderen Kriterien. Gibt es hier auch Unterschiede, wenn es um das Alter der Kunden geht oder auch das Geschlecht?
Grundsätzlich mögen Privatkunden jede Ausprägung positiver Performance, und dementsprechend missfällt jegliche negative Performance. Das kann jeder gefühlsmässig nachvollziehen, denn niemand verliert – wenn auch nur temporär- gerne Geld. Da spielt es auch keine Rolle, ob wir in einem Negativjahr innerhalb der Peer-Gruppe am besten abgeschnitten haben. Bei unseren Kunden stellen wir beispielsweise fest, dass die festverzinsliche Seite für sie für Kapitalerhalt steht und sie temporäre Kursverluste ungern akzeptieren, und wir aufgrund dessen bei den Obligationen in der Peer-Gruppe konservativ aufgestellt sind. Eine weitere Feststellung ist, dass Privatkunden ein negatives Anlagejahr im Grossen gut verkraften, wenn der Markt nicht mehr hergab. Problematisch wird es hingegen, wenn das Anlageergebnis trotz eines erfreulichen Finanzumfeldes nicht den Erwartungen entspricht. Unterschiede bezüglich Alter oder Geschlecht stellen wir keine fest.
Wie erleben Sie die Diskussion um Risiko und Performance? Braucht es hier mehr Transparenz – auch unter UVVs?
Wir befürworten einen transparenten Wettbewerb in punkto Anlageperformance. Speziell wichtig erscheint uns dabei der Kostenfaktor. Unsere Kunden bilden wir bewusst dahingehend aus, bei ihren Anlageportfolios die Netto-Performance zu betrachten und ihre Portfolios bei unterschiedlichen Vermögensverwaltern zwingend damit zu vergleichen. Die Brutto-Performance ist, überspitzt formuliert, für die Galerie, entscheidend ist was Netto dem Kunden bleibt – sprich nach Abzug der Kosten.
Wie hat sich die Zusammensetzung der Portfolios bei Ihren Kunden verändert – auch angesichts der Volatilität der Kapitalmärkte und neuen Anlagemöglichkeiten?
Wir sind seit jeher auf liquide Anlagen spezialisiert und ergänzen unsere Strategie mittlerweile durch einen Anteil von maximal 10% in liquide bis semi-liquide alternative Anlagen. Diese können Private Equity, Rohstoffe und Krypto-Anlagen umfassen und bieten zusätzliche Diversifikation sowie die Chance auf attraktive Renditen abseits der traditionellen Märkte. Insbesondere Krypto-Anlagen stellen für uns seit 2020, damals in einer Marktphase von erdrückenden Negativzinsen, einen neuen dankbaren und zudem liquiden Portfoliobaustein dar und wird von unserer Kundschaft bis heute sehr gut aufgenommen.
Sybille Wyss
Tareno
Im Juni 2020 übernahm Sybille Wyss die Rolle der CEO bei Tareno, seit 2022 ist sie ausserdem Teilhaberin. Zudem hatte sie von 2012 bis 2023 die Position des Chief Investment Officer inne und hat dabei das Portfolio Management und das Asset Management aufgebaut. Seit 2020 hat sie mehrere Auszeichnungen erhalten.
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Tareno gehört mit Eagle Invest zu den Gewinnern des Wettbewerbs „Performance Watcher Best managers 2022“. Der von Sybille Wyss geleitete Vermögensverwalter belegte ebenfalls den ersten Platz in der von Bilanz firstfive erstellten Rangliste. Diese wiederholten Erfolge bedürfen natürlich einer Erklärung.
Herzliche Gratulation. Sie können sich vor Auszeichnungen nicht retten. Sybille Wyss.
Vielen Dank. Das Jahr 2022 war ein anspruchsvolles Jahr für alle Investorinnen und Investoren. Das erging uns nicht anders. In einem von zunehmender Inflation, steigenden Zinsen und extremen geopolitischen Spannungen geprägten Umfeld standen alle Portfolien unter Druck.
Sie haben offenbar relativ früh gemerkt, dass der Markt dreht?
Nun, beide Auszeichnungen bei Performance Watcher haben wir in den Bereichen «Low und Mid Risk» mit unser Dividenden- und Value-Mandat gewonnen. Tatsächlich zahlte sich im vergangenen Jahr dort der Fokus auf Dividenden- und Value-Werte, defensive Sektoren sowie CHF-Anlagen und Gold aus. Technologieaktien und Fremdwährungen spielten dagegen eine eher untergeordnete Rolle. Damit haben wir von der Sektorrotation frühzeitig profitieren können. Damit haben wir von der Sektorrotation frühzeitig profitieren können.
Dieser starke Einbruch von Technologie-Aktien war wohl die grosse Überraschung im vergangenen Jahr. Und wer hätte gedacht, dass Luxus-Aktien so einen starken Boom erfahren?
Inzwischen hat der Wind wieder gekehrt. Es finden laufend Sektor-Rotationen statt – dies spiegelt sicher die geopolitischen Unsicherheiten und die wirtschaftlichen Unsicherheiten wider. Hier im Fokus bleibt die Frage, wie stark die Zinsen ansteigen werden, sowohl in den USA als auch in Europa und insbesondere in der Schweiz.
Was heisst das für Sie?
Nun, wir stehen nicht an der Seitenlinie und warten ab. Unser Erfolg – nicht nur im vergangenen Jahr – gibt uns recht, hier wirklich unseren Weg zu gehen. Technologie-Titel haben ja schon sehr stark an Wert zugelegt. Es hat sich gelohnt, dass diejenigen, die auf Growth gesetzt haben, ihrer Anlagestrategie treu geblieben sind und positive Anlagerenditen erzielt worden sind. Und ja, Luxus-Aktien sind auch bei uns dieses Jahr die Top-Performer, neben Gold und Bitcoin.
In der Schweiz hat vor allem der Einbruch der CS-Aktie zu reden gegeben. Was ist Ihre Meinung dazu?
Ja, das ist richtig. Aus meiner Sicht ist der Wegfall einer Grossbank für den gesamten Finanzplatz Schweiz schmerzhaft. Am Schluss bleibt wohl die Frage nach der Verantwortung und wie es nun in Zukunft weitergeht. Die Unsicherheiten bleiben so lange nicht klar ist, wie die UBS mit der Schweizer Einheit der CS weiterfahren wird. Wie die meisten Vermögensverwalter, haben auch wir mit der Credit Suisse auch geschäftliche Beziehungen gehabt.
Wie haben Ihre Kunden reagiert?
Es gab vereinzelt Anfragen. Auch in Bezug auf die Frage ihrer Depotbank. Wir haben immer klar kommuniziert und für die Kunden wo nötig eine neue Lösung frühzeitig gesucht.
Sie sind auch sehr stark im Kontakt mit der Branche – eine Branche, die neu strengeren Regeln unterworfen ist seit Anfangs 2023. Stellen Sie eine Veränderung fest?
Wir sind schon länger Finma-Reguliert, insofern kennen wir diese neue Welt sehr gut. Ich finde es gut, dass wir diesen Weg als Branche gehen. Auch wenn die hohen Kosten für einzelne kleinere Anbieter zu einem Problem werden können. Ich rechne zukünftig mit einigen Übernahmekandidaten, für die die hohen administrativen Vorgaben zu aufwändig und kostspielig werden.
Sybille Wyss
Tareno
Im Jahr 2020 übernahm Sybille Wyss die Rolle des CEO bei der Tareno. Seit 2022 ist sie Teilhaberin der Tareno. Die studierte Betriebsökonomin ist damit eine der wenigen Frauen an der Spitze eines grossen unabhängigen Vermögensverwalters. Von 2012 bis 2020 war Sybille Wyss Chief Investment Officer und leitete die Anlagepolitik der Tareno. Davor baute sie den Bereich Portfolio und Asset Management auf. Zudem betreut sie den Tareno Global Water Solutions Fund seit der Fondslancierung 2007 als Co-Fondsmanagerin und seit September 2018 als Fondsmanagerin. Seit 2020 gehört sie in der Schweiz zu den Top 100 Women in Business.
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