Maritim
Marco Fiorini
Bonafide Wealth Management
«Marktumfeld im Bereich Aquakultur und Fischzucht ist äusserst dynamisch»
Nach der Finanzkrise haben sich die Anleger verstärkt den Private Debt-Märkten zugewandt. Entsprechend schnell wuchs die Anlageklasse. Doch das aktuelle Marktumfeld bringt einige Herausforderungen mit sich. Die Suche nach Qualität bei den Managern sei deshalb entscheiden, ist Richard T. Miller überzeugt.
Wie beurteilen Sie angesichts des aktuellen Marktumfelds den noch jungen Markt für Private Debt – also Investitionen in Schuldpapiere für nicht-kotierte Unternehmen?
Erstens sind die Zinssätze gestiegen. Mit den Leitzinsen sind auch die Zinsen für variabel verzinsten Anlageinstrumente gestiegen. Das ist die gute Nachricht aus Sicht der Anleger. Für die betroffenen Unternehmen sind aber auch die Zinskosten angestiegen. Dies ist für diejenigen Firmen eine Herausforderung, die sich vorher hoch verschuldet haben. Das ist die gute Nachricht aus Sicht der Anleger. Für die betroffenen Unternehmen sind aber auch die Zinskosten angestiegen. Dies ist für diejenigen Firmen eine Herausforderung, die sich vorher hoch verschuldet haben.
Was bedeutet das?
Bleiben wir beim Verschuldungsgrad der Firmen. Wir haben in den vergangenen sechs oder sieben Jahren einen klaren Trend gesehen. Das Verhältnis von Schulden zu EBITDA ist von einem eher typischen Wert im mittleren «Dreierbereich» auf sechs und noch höher gestiegen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Firmen mit Liquiditätsproblemen auseinandersetzen müssen, falls sie den Umsatz und den Cashflow nicht steigern können.
Worauf müssen also Investoren achten?
Diese müssen sich darüber im Klaren sein, dass die zugrundeliegende Portfolioinvestitionen – sprich die Unternehmen – Schwierigkeiten haben könnten, ihre Rechnungen zu bezahlen. Investoren sollten also darauf achten, die zugrunde liegenden Kreditnehmer zu überwachen. Ob diese eine angemessene Liquidität aufrechterhalten können, um ihre Schulden zu bedienen.
Wie sieht es mit den allgemeinen Markttrends aus?
Für Anleger, die einen sicheren Hafen suchen, sind Direktkredite im Bereich der mittelgrossen Unternehmen das Richtige. Ich rechne mit einer Ausweitung des Markts für Privatkredite. Wir befinden uns jedoch in einem unsicheren Klima mit steigender Marktvolatilität. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich die nächsten vier Jahre deutlich von den letzten 12 Jahren unterscheiden werden. Deshalb sollten Investoren sich auf die Auswahl der Manager konzentrieren. Es sind Manager gefragt, die über eine gewisse Erfahrung, Fähigkeit und Kompetenz verfügen, auch mit schwierigeren wirtschaftlichen Situationen zurechtzukommen.
In welche Richtung entwickelt sich die Anlageklasse?
Privatkredite – Private Debt – ist eine erst 12 Jahre alte Anlageklasse. Sie hat sich erst nach der globalen Finanzkrise etabliert. In der Folge hat der Markt neue Investitions-Möglichkeiten geschaffen. Jüngst gehen Private-Debt-Manager einen Schritt weiter und erobern Anteile am grösseren Markt für High-Yield-Anleihen.
Wird das den High-Yield-Markt ersetzen?
Nein, das denke ich nicht. Es wird eine Alternative für Unternehmen und Anleger geschaffen. Dieser Markt ist aufgrund der derzeitigen Marktvolatilität für viele gesperrt. Dieser High-Yield-Markt hat bisher vor allem mit clubähnlichen Konsortialkreditmärkten operiert. Durch das Eintreten von Private-Debt-Akteuren wird sich der Markt verändern aber insgesamt wachsen.
Was bedeutet das für die Strategie von TCW? Werden Sie sich auch in diese Richtung bewegen?
Nein. Trotz aller Bewegungen, die wir derzeit auf dem Markt sehen, werden wir nicht von unserer derzeitigen Strategie, die sich auf das mittlere Segment konzentriert, abweichen.
Richard T. Miller
TCW Group
Richard T. Miller stiess 2013 zu TCW anlässlich der Übernahme der Special Situations Funds Group von Regiment Capital Advisors, LP, die er seit deren Gründung 2001 geleitet hatte. Er startete seine Karriere bei der Chase Manhattan Bank und bei bei BankBoston Securities. 1999 wurde er Leiter der Global High Yield Research Group bei UBS. Miller ist Treuhänder der University of Rochester Endowment und ein ehemaliger Treuhänder der Nativity Preparatory School und der Dexter Southfield School. Er erwarb seinen BS an der Syracuse University und seinen MBA an der University of Rochester.
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Bei IVO Capital Partners entwickelt Paul de Servigny den Bereich Litigation Finance, einen schnell wachsenden Nischensektor. Seine Aufgabe: die Finanzierung von Budgets im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten und Schiedsverfahren.
Wie würden Sie den Bereich „Litigation Finance“, den Sie für IVO Capital Partners abdecken, in groben Zügen beschreiben?
Unser Litigation Finance-Ansatz ist relativ klassisch. Wir finanzieren die Kostenbudgets laufender Rechtsstreitigkeiten und Schiedsverfahren von juristischen Personen in unterschiedlichsten Gerichtsbarkeiten. Bis dato haben wir bereits rund 50 verschiedene Transaktionen mit einem Investitionsbetrag von insgesamt über 110 Millionen US-Dollar finanziert.
Wir konzentrieren uns auf Kontinentaleuropa, Frankreich, die Niederlande, Spanien und Länder mit einem common law-System wie Grossbritannien und die Vereinigte Staaten. Der neue Fonds, für den wir derzeit Kapital einwerben, soll über 50% seines Vermögens in Kontinentaleuropa investieren. Anders als andere Prozessfinanzierer verzichten wir auf den Ankauf von Forderungen und investieren kaum in die Finanzierung von Portfolios.
Wie gross ist der Sektor?
Deminor Litigation Funding veröffentlichte im Dezember 2022 eine Analyse mit der Auswertung des Researchs zu diesem Thema. Der gesamte jährliche Investitionsbetrag wird auf über 11 Milliarden US-Dollar geschätzt, manche Quellen gehen sogar von bis zu 17 Milliarden pro Jahr aus. Das Problem bei diesen Schätzungen ist die Unterscheidung zwischen zugesagtem und tatsächlich investiertem Kapital. Das investierte Kapital wird de facto häufig auf etwa 25% des zugesagten Kapitals geschätzt.
Auf den europäischen Markt entfällt nur ein kleiner Teil dieses Volumens: zwischen 800 Millionen und 1 Milliarde US-Dollarwurden 2020 jährlich von Prozessfinanzierern investiert. Auf den europäischen Markt entfällt nur ein kleiner Teil dieses Volumens: zwischen 800 Millionen und 1 Milliarde US-Dollarwurden 2020 jährlich von Prozessfinanzierern investiert.
Wie können die damit verbundenen Investitionen aussehen?
Wir investieren in Finanzierungen durch eine Vereinbarung zwischen dem Fonds, der finanzierten Partei, die als Klägerin auftritt, und der Anwaltskanzlei, die den Kläger vertritt.
Diese Vereinbarung enthält die für unsere Finanzierung geltenden Bedingungen und die Verpflichtungen der beteiligten und finanzierten Parteien. Im Vordergrund dieser Vertragsbeziehung steht, dass die Beziehung zwischen Anwalt und Mandant respektiert und gleichzeitig sichergestellt wird, dass der Prozessfinanzierer als die am Ausgang des Rechtsstreits finanziell beteiligte Partei ein hohes Mass an Informationen über die Überwachung und Einhaltung des Budgets und der Strategie erhält.
Andere Marktakteure gehen anders vor. Einige bieten den Klägern den Aufkauf Ihrer abgetretenen Klagen, um sie dann vollumfängliche zu verwalten. Andere wiederum konzentrieren sich ausschliesslich auf die Finanzierung von Anwaltskanzleien, wobei die einzelnen Rechtsstreitigkeiten in den Hintergrund treten.
Welche Arten von Renditen erzielen diese Investitionen im Durchschnitt?
In der Litigation Finance-Branche werden nach Angaben börsennotierter Akteure IRRs zwischen 15% und 35% IRR erzielt, basierend auf den öffentlich verfügbaren Präsentationen insbesondere von Burford und LCM.
Diese sehr einträglichen Renditen lassen sich durch die Vergütungsstruktur erklären, die in der Regel anhand einer Formel berechnet wird: entweder nach dem „Maximum“ eines Vielfachen der Finanzierungssumme oder nach einem Prozentsatz des erstrittenen Endbetrags.
Wie sieht die Zukunft dieses Marktes Ihrer Ansicht nach aus?
Der Markt hat Kontinentaleuropa ins Visier genommen, wo Sammelklagen in bestimmten Gerichtsbarkeiten, insbesondere in den Niederlanden und Spanien, auf dem Vormarsch sind und Finanzierungen als effiziente Option für die Kunden von Anwaltskanzleien wahrgenommen werden.
Auch im Universum des Common Law rückt die Finanzierung von Anwaltskanzleien zunehmend in den Fokus der Prozessfinanzierer. Diese Finanzierungen werden mit hohen Verzinsungen von über 12% abgeschlossen und bieten eine effiziente Diversifikation, denn das Risiko ist auf mehrere hundert Fälle verteilt, wobei die Vergütung deutlich weniger asymmetrisch ist als bei der Finanzierung einzelner Fälle.
Wie identifizieren Sie die Investitionsmöglichkeiten für Ihre Positionierung?
Unsere wichtigste Deal Sourcing-Quelle sind Anwaltskanzleien. Dazu erforderlich ist Aufklärungsarbeit in Bezug auf unsere Aktivität, die Vorteile für ihre Kunden und die Kanzleien selbst, denn sie können ihren Mandanten Finanzierungen anbieten.
Wir arbeiten mit allen Arten von Kanzleien zusammen, von grossen Generalisten bis hin zu kleineren Anwaltsbüros, die sich auf bestimmte Rechtsgebiete spezialisiert haben.
Unsere andere Quelle ist die Co-Finanzierung. Wir unterhalten sehr gute Beziehungen zu anderen Prozessfinanzierern am Markt. Die Co-Finanzierung kann auf verschiedene Weise erfolgen: Die vollständige Aufteilung eines Vorgangs als Strategie, mit der wir unsere Deal-Sourcing-Quellen diversifizieren und höhere Investitionsbeträge bereitstellen können, oder aber die Co-Finanzierung, bei der wir als „stiller“ Finanzierer fungieren und von den Analysen und Kontrollen des Finanziers profitieren. In diesem Fall beteiligen wir uns mit einem Budget, das oft deutlich höher ist als unser durchschnittliches Ticket von 1 bis 5 Millionen Euro.
Paul de Servigny
IVO Capital Partners
Nach mehreren Praktika in Anwaltskanzleien, insbesondere im Bereich Corporate und M&A von Ayache Salama in Paris, und einem internationalen Volontariat für Société Générale CIB in New York kam Paul de Servigny im Oktober 2018 zu IVO Capital Partners und stieg 2022 zum Manager des Geschäftsbereichs Prozessfinanzierung auf. Er verfügt einen Master in französischem und englischem Wirtschaftsrecht und einen Master in vergleichendem Wirtschaftsrecht der Universität Paris X.
Paul de Servigny besitzt ferner einen LLM-Master der Universität Berkeley, Kalifornien, und ist seit Juli 2018 als Anwalt in New York zugelassen.
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Die LGT Bank Schweiz hat in Zürich den Geschäftsbereich mit Vermogensverwaltern und Fondsmanagern mit einem neuen Expertinnen-Team ausgebaut. Die Teamleiterin Carin Rosenberger, spricht über die Ziele des strategisch wichtigen Geschäftsbereichs und über die Herausforderung der Branche sowie das grosse Potenzial.
Sie sind seit Juni 2022 Teamleiterin eines neu geschaffenen Teams für Intermediäre: Was sind Ihre Ziele?
Das neue Team ist Ausdruck unserer ambitionierten Wachstumsziele in diesem Bereich. Wir wollen neben Vermögensverwaltern auch Fondsmanager und Multi Family Offices für uns gewinnen. Gerade im Bereich der Fondsmanager ist ein wichtiges Ziel, Liechtenstein als Fondsstandort weiter zu etablieren und bekannter zu machen. Dank unseres dynamischen Teams und dem hervorragenden Offering der LGT, bin ich zuversichtlich, dass uns das gelingt.
Ein starker Fokus von vielen unabhängigen Vermögensverwaltungen waren bis Ende 2022 regulatorische Fragen. Wie nehmen Sie heute die Branche in der Schweiz wahr?
Mit FINIG ist die Anzahl der Vermögensverwalter statistisch zurückgegangen, nicht aber die verwalteten Vermögen. Die Branche hat aufgrund der hohen Kundenbindung unverändert grosses Potential und wird trotz und teilweise auch aufgrund der regulatorischen Anforderungen nach wie vor überproportional weiterwachsen. Die FINMA-Bewilligung ist auch ein Gütesiegel. Die zukünftige Entwicklung hängt unter anderem von der Kompetenz des Unternehmens ab, die aus den regulatorischen Pflichten entstehende Kostenentwicklung effizient zu steuern. Zudem bereichern immer mehr Spezialisten die Szene, zum Beispiel aus den Bereichen Private Markets, Nachhaltigkeit oder Crypto. Damit ist unser Geschäft heute vielfältiger und spannender denn je.
Mit welchen Angeboten wollen Sie die Vermögensverwalter gewinnen?
Die LGT als international aufgestellte Privatbank in Familienbesitz ist ein stabiler und verlässlicher Partner. Wir können auf eine 100-jährige Unternehmensgeschichte verweisen und sind seit 30 Jahren im Intermediärsgeschäft sehr erfolgreich aktiv. Unsere Kundinnen und Kunden schätzen diese Stabilität genauso wie die persönliche Kundenbetreuung vor Ort in Liechtenstein oder der Schweiz.
Unser Leistungsportfolio deckt ein breites Spektrum an Services ab: Private Label Fonds, Anlagelösungen in Private Markets über unseren Asset Manager LGT Capital Partners, Impact Investing, ein eigenes ESG Offering für Intermediäre, internationale Hypotheken und umfassende Philanthropieberatung. Dieses breite Angebot erlaubt es Vermögensverwaltern, ihre individuellen Stärken zu entwickeln und auszuspielen.
Wie sieht es mit der Digitalisierung aus?
Wir nutzen wir die Chancen der Digitalisierung. Dies mit dem Ziel die Zusammenarbeit zwischen Vermögensverwalter und LGT noch effizienter zu machen. Über unsere heutigen Systeme und Schnittstellen können alle Asset-Klassen, inklusive FX, Traded-Options, etc. bequem online abgewickelt werden. Auch unser elektronisches Onboarding-Tool für Intermediäre und deren Endkunden sorgt dafür, dass die Prozesse noch effizienter werden. Letztlich sollen all unsere Bestrebungen dazu dienen, dass unseren Geschäftspartnern und Geschäftspartnerinnen mehr Zeit zur Verfügung steht, um ein noch besseres Kundenerlebnis bieten zu können.
Ein grosses Thema für die ganze Industrie ist die nächste Generation von Kundinnen und Kunden. Hier sind verschiedene Anstrengungen im Gange. Welche Rolle nehmen Sie als Bank ein?
Das war eigentlich schon immer eine zentrale Herausforderung im Finanzbereich und ist meiner Meinung nach mit grossen Chancen verbunden. Um die neue Generation besser zu verstehen, haben wir verschiedene Massnahmen ergriffen. Nebst regelmässigen Kundenumfragen haben wir auch bereits 2008 die LGT Next Generation Academy gegründet. Folgende Themen erscheinen uns vor diesem Hintergrund als besonders wichtig: Die Digitalisierung ist für die junge Generation selbstverständlich und gerade auch im Finanziellen ein wichtiger Enabler. Sie sind es gewohnt, die Dinge selbst zu entscheiden und umzusetzen – unabhängig von Zeit und Ort. Mit unserer bankweiten Digitalisierungsoffensive, wollen wir die Chance nutzen, diese Generation mit digitalen Produkten und Tools zu begeistern. Auch Nachhaltigkeit hat einen hohen Stellenwert. Sie ist fest in unseren Unternehmenswerten verankert. Die Kundinnen und Kunden haben davon konkrete Vorteile, zum Beispiel durch unser unabhängiges ESG-Monitoring und den Zugang zum Impact Investing-Offering unseres Schwesterunternehmens Lightrock.
Carin Rosenberger
LGT (Schweiz)
Carin Rosenberger leitet bei der LGT Bank (Schweiz) ein Team im Bereich Externe Vermögensverwalter und ist mit ihrem Team zuständig die Betreuung und Akquisition von externen Vermögensverwaltern, Multi Family Offices und Fondsmanagern in der Deutschschweiz. Die studierte Ökonomin war davor über 12 Jahre für die Credit Suisse Schweiz in den Positionen Senior Relationship Manager sowie Sales & Business Development in den Bereichen External Asset Managers und Institutional Asset Managers tätig. Die LGT Bank (Schweiz) ist Teil der LGT Gruppe, welche zu 100% in Besitz der Fürstenfamilie von Liechtenstein ist und weltweit mehr als 4’500 Mitarbeitern beschäftigt. 2022 verwaltete die LGT-Gruppe ein Vermögen in der Höhe von CHF 287.2 Milliarden. Die LGT Bank (Schweiz) ist Teil der LGT Gruppe, welche zu 100% in Besitz der Fürstenfamilie von Liechtenstein ist und weltweit mehr als 4’500 Mitarbeitern beschäftigt. 2022 verwaltete die LGT-Gruppe ein Vermögen in der Höhe von CHF 287.2 Milliarden.
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Bei der Implementierung digitaler Lösungen – intern oder extern entwickelt – rückt die Nutzererfahrung für Vermögensverwalter immer stärker in den Vordergrund. Alexis de Bernis erläutert hier die Gründe.
Die digitale Transformation, ihre Implementierung und die Messung ihres Erfolgs im Kontext der Vermögensverwaltung erfordern die Verfügbarkeit konkreter und relevanter Informationen. Dies gilt heute insbesondere für das weite Feld der Nutzererfahrung, die sogenannte User Experience (UX) – ein Schlüsselkonzept, das im Zentrum der digitalen Revolution steht.
Genauer gesagt ist UX die digitale Entsprechung zur Aufmerksamkeit für Details und für Ihre Präsenz in der realen Welt. Die Quintessenz von UX: die realen Nutzer Ihrer Lösungen und ihre Bedürfnisse müssen zur Priorität werden. Dies ist das Hauptziel, und so lässt sich auch der Erfolg Ihrer digitalen Transformation definieren.
Wie oft haben Sie sich mit einem neuen IT-System beschäftigt oder ein Projekt begonnen und am Ende gedacht: „Das ist so kompliziert, so technisch! Hat die Person, die es entwickelt hat, es jemals auch selbst genutzt? Die haben nicht wirklich begriffen, was wir hier machen!“ Und genau das ist die Ursache einer schlechten Nutzererfahrung… Digitalisierung ohne Berücksichtigung der Nutzererfahrung ist einfach nur Informatik.
Ich möchte Ihnen daher einige Instrumente an die Hand geben, mit denen Sie sicherstellen können, dass Ihre Initiativen zur digitalen Transformation das Ziel erreichen, das wir gerade besprochen haben: Ihren Kunden eine bessere Nutzererfahrung zu bieten.
Persona
Wenn Sie Ihren Nutzern eine aussergewöhnliche Erfahrung bieten wollen, müssen Sie sich in sie hineinversetzen und sich die folgenden Fragen stellen: Wer sind diese Mitarbeiter? In welcher Branche arbeiten sie? Wie alt sind sie? Wie hoch ist ihr Bildungsniveau und ihr Einkommen? Was ist ihnen wichtig? Vor welchen Problemen stehen sie?
Persona sind „fiktive Persönlichkeiten“, die Sie sich mit Namen, Alter, Lebensstil und anderen Eigenschaften ausdenken müssen, damit Sie sich die Wahrnehmung Ihrer Lösung durch diese Personen zu eigen machen können: „Würde Lucas diese Lösung zusagen? Würde er sie verwenden? Wie kann ich das Hauptproblem von Alain lösen?“
Prototypen
Eine digitale Lösung zu entwickeln und zu implementieren ist teuer, und sie lässt sich nach der Lieferung nur noch schwer ändern. Deshalb ist es immer besser, die Nutzererfahrung am Beispiel von Prototypen zu testen: Das kann anhand eines fiktiven PowerPoint-Modells oder auch mit professionellen Modellierungstools wie Figma erfolgen. Prototypen ermöglichen eine schnelle Wiederholbarkeit – ein entscheidender Vorteil.
Test
Was Sie glauben, was für Ihre Nutzer wichtig ist, und was wirklich wichtig für sie ist, sind oft zwei verschiedene Dinge. Deshalb sind Tests das Kernelement aller Überlegungen zur Nutzererfahrung. Zeigen Sie Ihren Zielnutzern Ihre Prototypen und achten Sie auf ihr Feedback. Achten Sie auf Schlüsselwörter: „einfach“, „klar“, „schön“, „nutzerfreundlich“ im Falle positiver Rückmeldungen, „unklar“, „kompliziert“, „verschwommen“, „langsam“, „zu spezifisch“ im Fall negativer Kommentare.
Massnahmen
Eine gelungene Nutzererfahrung wirkt sich ganz konkret darauf aus, wie intensiv sich Nutzer mit Ihren Lösungen beschäftigen. Wenn Sie die Probleme erkannt haben, die Sie im Rahmen Ihres digitalen Transformationsprozesses beheben möchten, legen Sie die Key Performance Indicators (KPIs) fest, die verbessert werden müssen. Zum Beispiel die Zahl der Interaktionen mit Ihren Kunden oder die durchschnittliche Reaktionszeit, die ein Kunde nach Ihrem Investitionsvorschlag benötigt.
Experten arbeiten mit dem Konzept des A/B-Tests: Wenn Sie zwei mögliche Varianten A und B vorschlagen, welche bewirkt die stärkste Verbesserung der gemessenen KPIs?
Dazu eine lustige Randbemerkung: Wussten Sie, dass Google 41 verschiedene Blautöne für die Links auf seiner Suchergebnisseite getestet hat? Die richtige Farbe soll zu einem Anstieg der Werbeeinnahmen um 200 Millionen Dollar geführt haben.
Die Nutzererfahrung ist Teil eines grösseren Plans, dem sogenannten Design Thinking. Diese Technik verwenden sehr erfolgreiche, hoch innovative Technologieunternehmen bereits seit Jahren. Sie beruht auf dem mächtigen Konzept der Iterationen: Eine erfolgreiche Konzeption wird nicht über Nacht erfunden, sondern erst durch eine Reihe von Iterationen erreicht, die immer die gleichen Schritte durchlaufen:
Ausgehend von diesen neuen Informationen wiederholen Sie die Methode solange, bis Sie eine zufriedenstellende Lösung gefunden haben. Und nun können Sie die Entwicklung angehen.
Alexis de Bernis
Silex
Nach einem Ingenieursstudium an der Supélec in Paris beschloss de Bernis, für seinen weiteren Werdegang auf eine Kombination aus Technologie und Market Finance zu setzen. Zunächst arbeitete er bei der Société Générale, dann bei Sophis (jetzt Finastra), einem Anbieter von Sell-Side- und Buy-Side-Software. 2012 kam er in die Schweiz zu Leonteq in Zürich. 2020 wurde er Chief Technology Officer von Silex in Genf.
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Nach drei Jahren der Einschränkungen aufgrund der Covid-Krise seine Pforten endlich wieder für ausländische Reisende geöffnet, und seine Wirtschaft zeigt eine erstaunliche Dynamik.
Wenn man heute China besucht, ist man überrascht, wie wenig Interesse für die geopolitischen Themen besteht, die unsere westlichen Medien beherrschen. Die Bevölkerung – ebenso wie die Regierung – konzentriert sich auf den starken wirtschaftlichen Aufschwung, der das Land nach zwei Jahren im strengen Lockdown ergriffen hat.
In der Tat ist die heimische Wirtschaft wieder voll durchgestartet. So gaben die befragten Hotel- und Restaurantfachleute an, dass sie drei Monatsverluste in wenigen Tagen wieder wettgemacht hätten, als das chinesische Neujahrsfest in dem endlich wieder geöffneten Land einen regelrechten Hype auslöste. In Shanghai, der am stärksten von den Lockdowns betroffenen Stadt, öffnen in Kürze nicht weniger als 20 neue Einkaufszentren. Nur wenige Monate nach der Wiedereröffnung spriessen die Investitionen an allen Ecken und Enden – der chinesische Opportunismus und Gewinnoptimismus sind zurück.
Für ausländische Investoren mögen sich die Abriegelungen des letzten Jahres wie ein Tienanmen angefühlt haben, doch mit der Rückkehr von Betriebsamkeit, Normalität und Reisen werden die Lockdowns für die Chinesen bald nur noch eine ferne Erinnerung sein.
China nach dem COVID
Das Wachstum erstreckt sich nicht nur auf die wichtigsten Städte. Auch kleinere Städte haben sich im Laufe der letzten drei Jahre stark weiterentwickelt. Im ganzen Land sind neue Einkaufszentren aus dem Boden geschossen, die in einem den traditionellen chinesischen Strassen und Palästen ähnlichen Stil gebaut wurden. Sie erscheinen wie Oasen inmitten der imposanten Wolkenkratzer. In diesen Zentren sieht man manchmal eine schicke junge Frau oder einen eleganten jungen Mann, der nicht in Versace oder Gucci, sondern im traditionellen Hanfu gekleidet ist und anmutig mit einem Schirm vorbeigeht. Selbst in den viel kleineren Städten der Kategorie 5 haben die Behörden Gelder für das Anlegen traditioneller chinesischer Gärten bereitgestellt, um die Lebensqualität zu verbessern. Gleichzeitig soll auf diese Weise die lokale Infrastruktur modernisiert und somit die Effizienz erhöht werden – denn selbst mit einer Million Einwohnern können die „kleinen“ chinesischen Städte ihre Produktivität erheblich steigern und die Treibhausgasemissionen senken, zum Beispiel durch Investitionen in emissionsarme öffentliche Verkehrsmittel wie die U-Bahn. Die schnelle Urbanisierung Chinas in den letzten zehn Jahren hat in der Tat neue Chancen für Infrastrukturinvestitionen eröffnet.
Effizienz- und Prozessverbesserungen erstrecken sich auf alle Ebenen. So hat beispielsweise die Kette Luckin Coffee, die inzwischen mehr Filialen als Starbucks betreibt und sich ausschliesslich auf die Lieferung konzentriert, die Kosten für einen Latte Macchiato auf unter RMB 20 (ca. CHF 2,5) gesenkt. Das geht so weit, dass Unternehmen lieber Luckin Coffee bestellen, als ihre eigenen Espressomaschinen zu benutzen.
Im internationalen Vergleich tritt ein krasser Unterschied zu Tage: In den meisten Schwellenländern muss man sehr reich sein, um nicht unter unhygienischen Lebensbedingungen zu leiden, schwer erträgliche Arbeitszeiten zu haben und von der Hand in den Mund zu leben. In China dagegen entsteht eine echte Mittelschicht, die ein sicheres, sauberes, erschwingliches Leben führt, das derzeit von aufkeimendem Optimismus geprägt ist.
Ein Motor: Optimismus verbreitendes organisches Wachstum
Mehr als der Welthandel ist es heute das organische Konsumwachstum, das die chinesische Wirtschaft antreibt. Dabei hat es weder Konjunkturmassnahmen noch direkte Transfers seitens der Regierung gegeben, und die schlimmste Immobilienkrise in der Geschichte des Landes ist gerade vorbei. Der chinesische Verbraucher scheint endlich die Zügel in die Hand nehmen zu wollen, und zwar nicht nur in den Städten der Kategorie 1, sondern im ganzen Land. Grosse politische Gesten sind daher nicht zu erwarten, denn die verbrauchergetriebene Erholung dürfte zu einer Belebung der privaten Investitionen führen (die Investitionen in Gewerbeimmobilien zeigen bereits eine deutliche Erholung).
Da den lokalen Regierungsbehörden die Einnahmen aus Immobiliengeschäften fehlen, haben sie kein Geld und die Verbraucher müssen sich daher selbst helfen. Die Politik wird nur eingreifen, wenn es nötig ist.
China konzentriert sich auf die Wirtschaft und den langfristigen Wohlstand des Landes. Es will nicht durch äusseren oder inneren Druck in einen Krieg hineingezogen werden. Die Behörden setzen derzeit auf Abwarten und Durchhalten. Denn, wie sie selbst sagen, die Zeit arbeitet für sie.
Alice Wang
Quaero Capital
Alice Wang managt seit 2015 die Bamboo-Fonds und seit 2020 den China-Fonds bei Quaero Capital LLP in London. Sie begann ihre berufliche Laufbahn als Analystin für China, Südkorea, Taiwan und die Philippinen mit den Schwerpunkten Technologie, Gesundheitswesen und Konsum. Alice Wang hat einen Bachelor-Abschluss der Yale University in Geisteswissenschaften und chinesischer Geschichte und ist CFA Charterholder. Sie ist gebürtige Chinesin mit Mandarin als Muttersprache.
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