• Interview mit Simon Wälti
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“Die Arbeit geht jetzt erst richtig los”

Seit Anfang des Jahres gilt für Vermögensverwalter und alle Finanzintermediäre ein neues Aufsichtsregime. Seither dürfen nur noch diejenigen Vermögensverwalter aktive sein, die über eine Bewilligung der Finma verfügen. Simon Wälti von FINControl blickt auf den Endspurt im Dezember zurück und erklärt, welche Entwicklungen noch zu erwarten sind.

Herr Wälti, auf der Skala von 1-10, wie streng war Ihr Dezember?
Sie sprechen das Ende der Übergangsfrist für SRO-beaufsichtigte Finanzinstitute zur Einreichung eines Gesuchs bei der FINMA an.

Ja. Genau
Das war in der Tat für uns als Aufsichtsorgan eine unglaublich intensive Zeit. Um ihre vorherige Frage zu beantworten: Es war sicher sehr nahe an der 10. Aber wir haben’s geschafft – das letzte fristgebundene Gesuch konnten wir am 30. Dezember des letzten Jahres abschliessen. Jahres abschliessen. das letzte fristgebundene Gesuch konnten wir am 30. Dezember des letzten Jahres abschliessen.

Was waren die Hauptgründe?
Viele Vermögensverwalter haben sich im letzten Moment doch noch dazu entschieden, ein Finma-Gesuch einzureichen. Entsprechend konzentrierte sich alles auf das dritte und vierte Quartal. Wie gesagt können wir aber heute sagen, dass wir es dank einem Sondereffort geschafft, die alle Gesuche, die fristgebunden waren,auch fristgerecht abzuarbeiten.

Haben Sie eine Übersicht über die Zahlen?
Schweizweit dürften gut 1500 Gesuche bearbeitet worden sein. Im Moment sind davon rund zwei Drittel bei der Finma hängig, rund ein Drittel haben bereits eine Bewilligung erhalten.

Schätzungsweise 1000 Institute wollten kein Gesuch einreichen. Haben Sie hier eine klare Sicht auf die Gründe?
Die Gründe, kein Gesuch einzureichen, haben wir offiziell nicht erfahren. Sicher ist, dass wir eine Konsolidierung in der Branche sehen. Dies haben wir auch so erwartet. Zudem gab es sicherlich altersbedingt einige Geschäftsaufgaben. Unbestritten aber ist der Ausfall wesentlich höher, als dies von der Branche selber noch vor rund drei Jahren angenommen worden ist. Umgekehrt eröffnet dies Raum für neue Player im Markt.

Wie würden Sie den Prozess rückblickend beurteilen?
Wir konnten uns als Organisation relativ gut vorbereiten, uns war klar, dass das zweite Semester 2022 intensiv werden würde. Das gleiche gilt wohl auch für die Finma, welche jetzt in der Pflicht ist. Es gab und gibt aber selbstredend bis heute viele Auslegungsfragen, auch das Zusammenspiel zwischen FINMA und AO musste und muss sich etablieren. Von uns wie auch von der FINMA wurde früh genug signalisiert, dass wir mit einem Anschluss- und Bewilligungsprozess von mehreren Monaten rechnen. Dass viele trotzdem bis zuletzt gewartet haben, lag wohl am Marktumfeld, und es gab im Markt auch viele sich wiedersprechende Informationen. Der Prozess selbst ist für viele Institute oft positiver verlaufen, als zuvor möglicherweise befürchtet. Wir haben gesehen, dass die Finma einzelfallspezifisch durchaus Flexibilität gezeigt hat.

Gibt es einen Punkt, mit dem wirklich viele Institute Mühe hatten?
Generell kann man dies nicht sagen, dafür sind die Fälle viel zu unterschiedlich und die Branche zu heterogen. Wir haben gesehen, dass sich viele Institute sehr gewissenhaft vorbereitet und sehr gute Dossiers abgeliefert haben. Je nach Komplexität gab es aber auch da noch Diskussionspunkte. Sicher ist, dass die Frage nach der richtigen Organisation und angemessenen Struktur und namentlich auch die Diskussion hinsichtlich der Unabhängigkeit des Risikomanagement und der internen Kontrolle für viele Neuland bedeutete.

Wie wird sich ihre Aufgabe als AO verändern?
Die Phase der Vorprüfung der Bewilligungsgesuche aller von der Übergangsfrist betroffenen Finanzinstitute ist nun hinter uns; neue Gesuchseingänge gibt es erfreulicherweise aber weiterhin. Nun aber beginnt für die von der FINMA bewilligten Institute die laufende Aufsicht. Dabei geht es darum, im direkten Kontakt mit den Instituten zu stehen, Verstösse gegen Aufsichtsvorgaben zu ahnden und also Mängel und Fehler möglichst direkt zu klären. Wir als AOS erfahren dabei vieles aus erster Hand, da wir zuständig sind für die laufende Aufsicht über die angeschlossenen Institute. Im Vergleich zur Finma verfügen wir aber über keine Sanktionsmöglichkeiten. Auch hier wird das Zusammenspiel zwischen uns und der Finma sicher intensiver sein als im bisherigen SRO-Aufsichtsregime.

Die Anpassung an die neuen Gegebenheiten wird sicher noch eine Weile dauern.
Ja. Auf, das gilt für alle Beteiligten. Wenn wir den Regulierungsprozess mit demjenigen bei den Selbstregulierungsorganisationen oder auch bei den Kleinbanken vergleichen, so brauchte es da mehrere Jahre, bis sich eine umfassende Praxis eingestellt hat.

Und was heisst dies für die Vermögensverwalter?
Der grosse Run ist zwar vorbei, eine erste Konsolidierung hat stattgefunden. Das hat wie gesagt Raum für neue Player geschaffen, Es wird nun sicherlich vermehrt Neugesuche geben. Doch auch für die bereits bewilligten Vermögensverwalter gilt: Die Arbeit geht erst richtig los. Nun müssen sie belegen, dass sie den Anforderungen an die neuen Regularien auch im Tagesgeschäft genügen.

Was gilt es zu beachten?
In den ersten zwei Jahren nach Bewilligungserteilung wird bei den Vermögensverwaltern jährlich ein Audit durchgeführt. Das wird immer eine umfassende Prüfung sein. Ich würde sagen, dass ist sicher die grösste Herausforderung. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Prozess zu einer weiteren Konsolidierung führt. Viele Vermögensverwalter dürften sich erst dann richtig bewusst werden, welche Kostenfolgen die Regulierung haben kann. Danach wird man schauen müssen, ob und wie die Finma Schwerpunkte setzt bei der Aufsichtstätigkeit.

Die Regulierung bleibt also ein Dauerthema.
Ja, bestimmt. Das hat jetzt erst begonnen.

 

Simon Wälti

FINcontrol

Simon Wälti ist seit dem Mai 2020 CEO von FINcontrol Suisse AG. Zuvor war der Anwalt beim Verein für Qualitätssicherung von Finanzdienstleistungen (VQF) ebenfalls als CEO tätig und hat bei Julius Bär als Legal Counsel gearbeitet. FINcontrol Suisse AG wurde im Hinblick auf die neue Aufsicht-Situation für Vermögensverwalter und Trustees als Tochtergesellschaft der VQF gegründet. Der Zweck der Firma ist es demnach, eine Aufsichtsorganisation (AO) nach FINMAG für Vermögensverwalter und Trustees zu betreiben. Die AOs sind im neuen Regulierungsumfeld unter FIDLEG und FINIG für die laufende Aufsicht verantwortlich.