• Pascal Hügli
    • Insight DeFi

Ist Bitcoin nun das neue Schweizer Bankkonto?

Die Schockwellen, die durch die Rettung der Credit Suisse ausgelöst wurden, sind noch nicht verklungen. In diesem fragilen Umfeld haben Kryptowährungen und die dezentralisierte Finanzwelt einige Argumente vorzubringen.

Die sich zuspitzende Bankenkrise hält die Welt auf Trab. In den USA sieht sich die Notenbank mit einem Dilemma konfrontiert: Um ihr Vertrauen nicht zu verspielen, muss sie die Inflation weiterhin bekämpfen. Erhöht die Zentralbank den Zinssatz weiter, riskiert sie die prekäre Situation der angeschlagenen Regionalbanken zu verschlechtern.

In der Schweiz musste die Credit Suisse mit der UBS zwangsfusioniert werden – alles mit der tatkräftigen Unterstützung durch die Schweizer Nationalbank. Beiden Banken wird uneingeschränkter Zugang zu den Einrichtungen der Schweizer Nationalbank ermöglicht. Die Übernahme durch die UBS ist also in Tat und Wahrheit eine durch die Schweizer Zentralbank gesponsorte Rettungsaktion.

Turmbau zu Babel – made in Switzerland

Mit dieser Molochisierung – die Zusammenführung zweier systemrelevanter Banken – wird ein noch grösserer Komplex geschaffen, der irgendwann auch die Macht der heute gottspielenden Zentralbanken übersteigen wird. Da die Probleme nur verdrängt, nicht aber gelöst wurden, dürfte eine abermalige Rettung in Zukunft vorprogrammiert sein – doch ist unklar, ob diese dann noch zu stemmen ist.

Für viele ist eine solche Problematik jedoch Zukunftsmusik. Nach uns die Sintflut also. Was uns die Situation jedoch im Hier und Jetzt vor Augen führt: Immer mehr Menschen wird gerade bewusst, dass eine Bankeinlage ein ungesicherter Kredit ist, der an eine Gegenpartei gebunden ist. Vom einen auf den anderen Tag ist die Suche nach Alternativen einmal mehr losgetreten – wie schon zu Beginn der Finanzkrise von 2008.”

Damals gab es noch keinen Bitcoin. Dieser hat kein Gegenparteirisiko und kann eigenständig gehalten werden. Der digitale Kryptowert wurde aber erst im Zuge der letzten Finanzkrise als mögliche Antwort geschaffen. Wie die vergangenen Tage zeigen, scheint das Narrative von Bitcoin als Alternative denn auch zu verfangen.

Bankenkrise lässt Bitcoin steigen

So ist das Kryptoasset seit den ersten Tumulten rund um die Silicon Valley Bank vor etwas mehr als einer Woche gegenüber dem US-Dollar um über 30% im Wert gestiegen. Gold hat über den ähnlichen Zeitrahmen eine Preissteigerung von ungefähr 6% hingelegt, während der Schweizer Franken im Vergleich zum US-Dollar nachgegeben hat. Bitcoin als Fluchtwährung also?

Der eigentliche Grund dürfte zum heutigen Zeitpunkt jedoch anderswo liegen. So ist davon auszugehen: Der starke Anstieg des Bitcoins in dieser kurzen Frist ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Bitcoin-Investoren aufgrund der Schieflagen im Finanzsystem das Ende des aktuellen Zinsaufwärtszyklus antizipieren. Mittel- bis langfristig sollten die gegenwärtigen Ereignisse ein Bitcoin-Investment immer stärker legitimieren. Die Menschen werden Alternativen wollen und in einer digitalen Welt wird man nicht um Bitcoin herumkommen.

Pascal Hügli

Insight DeFi

Nach mehreren Jahren im Finanzjournalismus, ist Pascal Hügli heute Inhaber von Insight DeFi, einer Content- und Beratungsagentur mit Fokus auf Kryptoassets. Als ausgewiesener Bitcoin-Experte unterrichtet er an der HWZ zu diesen Themen. Er klärt die breite Masse über die Ereignisse, Chancen und Risiken der neuen dezentralen Welt von Bitcoin und Co. auf. Neben einem ersten Sachbuch hat er 2022 auch ein Lehrbuch zum Kryptothema mit dem Titel «Bitcoin verständlich erklärt» ” veröffentlicht.

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