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Die UVV überdenken ihre Vermögensallokation

Die steigenden Zinsen haben Folgen bei der Vermögensallokation der Unabhängigen Vermögensverwalter. Obligationenanlagen erleben einen Aufschwung, US-Aktien werden zurückgefahren. Dies zeigt eine Umfrage der Universität Luzern unter mehr als hundert unabhängigen Vermögensverwaltern. Gleichzeitig verändert sich das Anlageverhalten bei nachhaltigen Anlagen. Roger Bootz, Länderchef Schweiz von Vanguard, ordnet die Ergebnisse ein.

Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Ergebnisse der diesjährigen Umfrage?

Angesichts der steigenden Zinsen überdenken die unabhängigen Vermögensverwalter ihre Vermögensallokation. Die erneute Öffnung Chinas nach Covid, die Anhebung der Zinssätze durch die Zentralbanken und die jüngsten Bankenkrisen haben gemischte Signale gesendet. Obligationenanlagen erleben einen Aufschwung, während US-Aktien zurückgefahren werden.

Aktiv oder Passiv? Welche Strategie macht derzeit bei UVVs das Rennen?

Das kommt auf die Assetklasse und auf die Region an. Unabhängige Vermögensverwalter tendieren nach wie vor dazu, direkt in Aktien- und Obligationenmärkte zu investieren, die näher an ihrer Heimatregion liegen. In den Schwellenländern und im asiatisch-pazifischen Raum bevorzugen die meisten den Einsatz von Fonds und ETFs für Investitionen – und dieser Trend wird immer beliebter.

Bei und europäischen Aktien sowie bei Unternehmensanleihen bevorzugen die unabhängigen Vermögensverwalter im Allgemeinen aktive Anlagen gegenüber Indexbasierten- oder passiven Anlagen. Bei Staatsanleihen in allen Regionen werden jedoch in der Regel Indexbasierte- oder passive Investitionen bevorzugt, und auch in anderen Anlagekategorien werden sie immer beliebter. Unter den Indexbasierten- oder passiven Anlagen sind ETFs die beliebteste Option auf dem Markt, obwohl auch Indexfonds in verschiedenen Anlageklassen, insbesondere auf dem Obligationenmarkt, auf dem Vormarsch sind.

Wie haben sich die Marktturbulenzen im 2022 in der Anlagestrategie ausgewirkt?

In der letztjährigen Umfrage erwarteten wir, dass steigende Zinsen die Vermögensallokation der unabhängigen Vermögensverwalter verändern würden: Und tatsächlich sehen wir für 2023 eine geringere Neigung zu Aktieninvestments und ein höheres Gewicht von Obligationeninvestments. Während Aktien nach wie vor übergewichtet sind, sind Aktien in allen anderen Regionen untergewichtet – auch in den USA. Bei der Asset-Allokation stellen wir fest, dass die Gewichtung von Aktien zum Vorjahr bis auf Emerging Markets zurückgegangen ist. Am deutlichsten wurden US-Aktien Untergewicht. Die Gewichtung von Obligationen hat im Vergleich zu 2022 zugenommen, mit Ausnahme der Hochzinsanleihen (High Yield).

Wie sehen die Ergebnisse im Bereich der nachhaltigen Anlagen aus?

Überraschenderweise spiegelt sich das rasche Wachstum im Bereich ESG in der Finanzdienstleistungsbranche insgesamt kaum in den Anlagekonzepten der unabhängigen Vermögensverwalter wider, wenn man etwa einen Vergleich zu Banken und Pensionskassen zieht. Nur ein Viertel aller befragten unabhängigen Vermögensverwalter bezieht Nachhaltigkeitskriterien in den Anlageprozesse mit ein, während mehr als ein Drittel Nachhaltigkeitskriterien überhaupt nicht berücksichtigt. Interessanterweise haben wir an beiden Enden des Spektrums Zuwächse beobachtet, was auf eine stärkere Polarisierung zwischen Befürwortern und Nicht-Befürwortern von Nachhaltigkeitsansätzen im Vergleich zum letzten Jahr hinweist.

Welche Trends sehen Sie hier im Vergleich zum vergangenen Jahr?

Die Best-in-Class Strategien zeigen sich nebst nachhaltigen thematischen Anlagen und negativ gescreenten Produkten als beliebteste Kategorie bei den Vermögensverwaltern. Insbesondere diejenigen, die ESG-Aspekte immer berücksichtigen setzen auf Best-in-Class Produkte.

 

Roger Bootz

Vanguard

Roger Bootz ist Leiter der Geschäftsentwicklung für die Schweiz und Liechtenstein sowie Länderchef Schweiz bei Vanguard. Vor seinem Wechsel zu Vanguard war Roger Bootz acht Jahre lang in verschiedenen Positionen bei der DWS tätig, zuletzt als Head of Sales Advisory EMEA ex Germany. Davor hatte er leitende Funktionen bei der UBS, Société Générale und Stoxx inne. Roger Bootz hat einen Bachelor of Science in Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt auf Bank- und Finanzwesen von der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur.

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