Aufschwung

 

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  • Interview mit Michael Sieg
  • CEO Gruppe
  • ThomasLloyd

„Die Zukunft der Klimafragen wird in Asien entschieden“

Von Zürich aus investiert ThomasLloyd vor allem in Infrastrukturanlagen in Asien. Der Group CEO, Michael Sieg, will derzeit seinen globalen Fussabdruck deutlich ausbauen – mit neuen Ländern und neuen Themen.

Nach Jahren des Wachstums, wirkt sich die Zinswende auf Private Markets aus. Was heisst das für Sie?

Private Markets sind eine der Assetklassen, die in den vergangenen 10 Jahren deutlich schneller gewachsen sind als der Gesamtmarkt. Im Bereich Infrastruktur, wo wir uns befinden, ist das Wachstum nach wie vor sehr hoch. Angetrieben wird es von einem massiven Bedarf von Infrastrukturanlagen – nicht nur bei uns, sondern vor allem in Asien. Allein in unseren wichtigsten vier Zielmärkten in Asien geht es um 7,4 Billionen Dollar! Dies haben inzwischen auch die grossen Private Market Investoren gemerkt, die sich bisher hauptsächlich auf Private Equity, Private Debt und Real Estate konzentriert haben, von KKR, GIP, EQT oder Partners Group.

Wieso haben Sie sich als ThomasLloyd auf Asien spezialisiert?

Egal, ob wir jetzt in der Schweiz von einem Tag auf den anderen beschliessen, aufs Velo umzusteigen: Ob wir die globalen Klimaziele erreichen, entscheidet sich in Asien. Diesen Fakt müssen wir anerkennen. Es ist ebenso klar, dass wir mit dem gleichen Kapitaleinsatz eine viel grössere ökologische und sozialeWirkung erzielen können. Es geht um einen möglichst effizienten Einsatz von Kapital. Nehmen Sie das Beispiel Philippinen: Hier sind wir heute einer der wichtigsten Investoren in erneuerbare Energien. 2014 haben wir San Carlos Solar Energy in Anwesenheit des damaligen philippinischen Präsidenten Benigno Aquino III eröffnet. Inzwischen haben wir Solarprojekte mit einem Investitionsvolumen von über USD 600 Millionen in Indien und auf den Philippinen realisieren können.

Wie sieht die Zukunft aus?

Wir sind daran interessiert, in Ländern tätig zu sein, in welchem wir die makroökonomischen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen vorfinden, die für unsere Investoren einen entsprechenden Schutz bieten. Es kommen mit Sicherheit weitere asiatische Länder dazu. Dereinst wird es in andere Kontinente gehen, ich denke hier an Südamerika aber auch Afrika. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Mit der Ernennung von Nadir Maruf zum Chief Investment Officer haben wir ein klares Zeichen gesetzt. Er blickt auf 25 Jahre Erfahrung im Bereich alternativer Investments zurück und war in Asien und Europa in leitenden Positionen im Bereich Vermögensverwaltung und Infrastruktur tätig, unter anderem als Managing Director, Head of Alternatives & Real Assets und Head of Infrastructure Asia Pacific bei Deutsche Asset Management in Singapur. Zuletzt war er für das Private-Markets-Geschäft bei Tesco Pension Investment verantwortlich. Neben der Ausweitung in geografischer Lage, geht es zunächst darum, die Themenbreite auszuweiten.

Wie meinen Sie das?

Derzeit sind wir auf die Energie-Gewinnung, -Transport, und -Lagerung konzentriert. Private Infrastruktur-Investments werden aber auch u.a. in der Landwirtschaft sowie in anderen Infrastrukturbereichen, zum Beispiel Recycling, Müllverarbeitung und Wasseraufbereitung benötigt.

Die Nachfrage nach Kapital ist da, aber wie sieht es mit der Finanzierung aus?

Hier profitieren wir vor allem von Institutionen wie den Entwicklungsbanken, aber auch von Staatsfonds sowie Family Offices mit einem sehr langen Anlagehorizont. Auch institutionelle Anleger haben die Assetklasse entdeckt – die entsprechende Regulierung ist aber teilweise noch nicht immer in allen Ländern so weit; einer der Vorreiter ist hierbei die Schweiz, die entsprechende Möglichkeiten für Direktinfrastrukturinvestitionen geschaffen hat. Auch die Regulierungen in der EU mit dem CSRD, SFDR und der Taxonomie hat sicher geholfen. Mit Sicherheit wird es jedoch noch ein paar Jahre dauern, bis sich die Anlegerinnen und Anleger stärker in diese Anlageklasse investieren. Dies haben wir schon bei Private Debt gesehen, wo es erst nach der Finanzkrise so richtig angezogen hat.

 

Michael Sieg

ThomasLloyd

2003 hat Michael Sieg ThomasLloyd gegründet. Gemeinsam mit seiner Frau Nermin Sieg entwickelte er die Gruppe zu einem der weltweit führenden unabhängigen Impact-Investoren und Anbieter von Klimafinanzierungen. ThomasLloyd verwaltete per Ende Dezember 2022 USD 1,1 Milliarden in nachhaltige Infrastrukturprojekten und beschäftigt rund 120 Mitarbeiter an in Europa, Asien und Nordamerika. Michael Sieg ist Vorsitzender des Infrastruktur-Investitionsausschusses und leitete die erfolgreiche Kotierung des ThomasLloyd Energy Impact Trust im Premium-Segment des Hauptmarktes der Londoner Börse. Ausserdem hat er zusammen mit seiner Frau Nermin Sieg die ThomasLloyd Foundation gegründet, die sich für die Linderung von Not, die Schaffung elementarer Lebensbedingungen und die Förderung eines dauerhaften sozialen Fortschritts in den Gemeinden, in denen ThomasLloyd tätig ist, einsetzt.

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    Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

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    • PUBLISPHERE
    • Ruedi Göldi
    • Swiss Finance & Property Group

    Nachhaltigkeit: Die Suche nach dem Optimum für Umwelt und Ertrag

    Die Swiss Finance & Property Group (SFP Gruppe) ist eine international tätige Finanzdienstleisterin mit Hauptsitz in Zürich und umfasst eine unabhängige Fondsleitung sowie ein Wertpapierhaus. Seit der Gründung vor über 20 Jahren spezialisieren wir uns auf die gesamte Wertschöpfungskette von Immobilienanlagen. So bieten wir zum Beispiel Investitionsmöglichkeiten in direkte wie auch indirekte Immobilienanlagen an. Bei uns kombinieren über 100 Mitarbeitende Immobilien- und Fachkompetenz, um nachhaltig Wert zu schaffen. Wir bieten ein breites Spektrum an Immobilienprodukten und -dienstleistungen, wie auch Infrastrukturlösungen und Kapitalmarkttransaktionen. Die Assets under Management der SFP Gruppe betragen über CHF 8.7 Milliarden.

    Genau weil wir in unserem Anlageuniversum so breit aufgestellt sind, wird Nachhaltigkeit bei der SFP Gruppe aus verschiedensten Perspektiven betrachtet. Das ist angesichts der angebotenen Dienstleistungen mehr als eine leere Worthülse.

    Noch vor wenigen Jahren wurde Nachhaltigkeit von der Angebotsseite bestimmt und war ein Alleinstellungsmerkmal von wenigen ausgewählten Fonds, wie beispielsweise der 2011 lancierte SF Sustainable Property Fund mit Fokus auf die Energieeffizienzsteigerung von Bestandsimmobilien. Welche Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt und wie diese gewichtet wurden, lag in der Verantwortung des Anbieters. In den letzten paar Jahren hat sich der Kreis geöffnet und die Nachfrageseite spricht bei der Definition und den Ansprüchen mittlerweile ein richtungsweisendes Wort mit. Dies ist wichtig und richtig, denn wer Nachhaltigkeit fordert, muss sich auch an der Diskussion beteiligen und fundierte Lösungsansätze einbringen können. Doch welche Kriterien sind dabei relevant, und wie lassen sich die Fortschritte messen?

    Die Messbarkeit, die Aussagekraft von Informationen und die Kostenfolge beschäftigt uns intensiv. Was bringt uns die sorgfältigst erhobene Kennzahl, wenn sie keinen Einfluss auf Investitionsentscheidungen an einem Gebäude und auf die Auswahl von Immobilienfonds oder Immobiliengesellschaften hat? Ein gut (sprich: nachhaltig) investierter Franken führt zu einer messbaren Verbesserung für die Umwelt, zu einem Gewinn für die Liegenschaft und für deren heutigen und zukünftigen Nutzer sowie im Sinne eines quasi pareto-optimalen Einsatzes zu einer ansprechenden Portfoliorendite. Die Benutzerfreundlichkeit kann zugegebenermassen lediglich an der Erfüllung von ausgewählten, qualitativen Kriterien gemessen werden, wie z.B. dem schwellenfreien Zugang oder aber auch an der Innovationskraft, wie dies eine Objektentwicklung für den SF Sustainable Property Fund in St. Gallen zeigt. Bei dem Objekt an der Brauerstrasse 21/23 handelt es sich um einen Holzelementbau an optimal erschlossener Lage. Dabei ist nicht nur der Einsatz des nachhaltigen Baustoffes Holz in Kombination mit rezykliertem Beton erwähnenswert, sondern auch die Zertifizierung nach dem Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS). In dieser Form hatte die Zertifizierung Pioniercharakter und der Erfolg ist auf einen offenen Austausch zwischen Entwickler, Zertifizierungsstelle und dem Fonds als Investor zurückzuführen.

    Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, für Transparenz zu sorgen. Dabei nehmen wir aber auch in Anspruch, mit unserer Handlungsweise den ehrlichen Austausch zu fördern. Für unsere indirekten Mandate fordern wir mess- und vergleichbare Kennzahlen ein, welche auch unsere Teams für direkte Immobilienanlagen beschäftigen. Auch wenn heutzutage die Berechnungsmethodik Fragen zur Vergleichbarkeit aufwirft, schärfen wir unsere Kriterien für erste Vergleiche im Gleichschritt mit den massgeblichen Initiativen in der Schweiz. Dabei wird aufgezeigt, dass eine Verbesserung der Datenqualität einen Mehrwert schafft. Als Pendant stellen wir seitens der direkten Produkte eine transparente Übersicht der Parameter zur Verfügung, die den Kennziffern zugrunde liegen. Einen Beitrag zu einer eindeutigen Datendefinition zu leisten, ist ein Grundanliegen der SFP Gruppe.

    Die vergangenen Jahre zeigen am Beispiel von ESG-Berichten, dass die hochgesteckten Ziele von gestern heute bereits eine Selbstverständlichkeit sind.

    Dank unserer aktiven Partizipation und der Freude am Austausch setzen wir uns bewusst mit Zukunftsthemen auseinander und gestalten Lösungsansätze mit. Wir bereiten uns darauf vor, graue Energie von Neubauten und von Gesamtsanierungen zu berücksichtigen, und beziehen in unsere Planungen mit ein, inwiefern und ob wir effektiv CO2-Neutratlität im Bestandsbetrieb erreichen können. Unsere lösungsorientierte Handlungsweise richtet sich bewusst darauf aus, allen Marktteilnehmern zu ermöglichen, ihre Nachhaltigkeitsziele erfolgreich verfolgen zu können.

     

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      Ausrichtung

       

      • Interview mit Richard T. Miller
      • Chief Investment Officer
      • TCW Group

      Ich rechne mit einer Ausweitung des Markts für Privatkredite“

      Nach der Finanzkrise haben sich die Anleger verstärkt den Private Debt-Märkten zugewandt. Entsprechend schnell wuchs die Anlageklasse. Doch das aktuelle Marktumfeld bringt einige Herausforderungen mit sich. Die Suche nach Qualität bei den Managern sei deshalb entscheiden, ist Richard T. Miller überzeugt.

      Wie beurteilen Sie angesichts des aktuellen Marktumfelds den noch jungen Markt für Private Debt – also Investitionen in Schuldpapiere für nicht-kotierte Unternehmen?

      Erstens sind die Zinssätze gestiegen. Mit den Leitzinsen sind auch die Zinsen für variabel verzinsten Anlageinstrumente gestiegen. Das ist die gute Nachricht aus Sicht der Anleger. Für die betroffenen Unternehmen sind aber auch die Zinskosten angestiegen. Dies ist für diejenigen Firmen eine Herausforderung, die sich vorher hoch verschuldet haben. Das ist die gute Nachricht aus Sicht der Anleger. Für die betroffenen Unternehmen sind aber auch die Zinskosten angestiegen. Dies ist für diejenigen Firmen eine Herausforderung, die sich vorher hoch verschuldet haben.

      Was bedeutet das?

      Bleiben wir beim Verschuldungsgrad der Firmen. Wir haben in den vergangenen sechs oder sieben Jahren einen klaren Trend gesehen. Das Verhältnis von Schulden zu EBITDA ist von einem eher typischen Wert im mittleren «Dreierbereich» auf sechs und noch höher gestiegen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Firmen mit Liquiditätsproblemen auseinandersetzen müssen, falls sie den Umsatz und den Cashflow nicht steigern können.

      Worauf müssen also Investoren achten?

      Diese müssen sich darüber im Klaren sein, dass die zugrundeliegende Portfolioinvestitionen – sprich die Unternehmen – Schwierigkeiten haben könnten, ihre Rechnungen zu bezahlen. Investoren sollten also darauf achten, die zugrunde liegenden Kreditnehmer zu überwachen. Ob diese eine angemessene Liquidität aufrechterhalten können, um ihre Schulden zu bedienen.

      Wie sieht es mit den allgemeinen Markttrends aus?

      Für Anleger, die einen sicheren Hafen suchen, sind Direktkredite im Bereich der mittelgrossen Unternehmen das Richtige. Ich rechne mit einer Ausweitung des Markts für Privatkredite. Wir befinden uns jedoch in einem unsicheren Klima mit steigender Marktvolatilität. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich die nächsten vier Jahre deutlich von den letzten 12 Jahren unterscheiden werden. Deshalb sollten Investoren sich auf die Auswahl der Manager konzentrieren. Es sind Manager gefragt, die über eine gewisse Erfahrung, Fähigkeit und Kompetenz verfügen, auch mit schwierigeren wirtschaftlichen Situationen zurechtzukommen.

      In welche Richtung entwickelt sich die Anlageklasse?

      Privatkredite – Private Debt – ist eine erst 12 Jahre alte Anlageklasse. Sie hat sich erst nach der globalen Finanzkrise etabliert. In der Folge hat der Markt neue Investitions-Möglichkeiten geschaffen. Jüngst gehen Private-Debt-Manager einen Schritt weiter und erobern Anteile am grösseren Markt für High-Yield-Anleihen.

      Wird das den High-Yield-Markt ersetzen?

      Nein, das denke ich nicht. Es wird eine Alternative für Unternehmen und Anleger geschaffen. Dieser Markt ist aufgrund der derzeitigen Marktvolatilität für viele gesperrt. Dieser High-Yield-Markt hat bisher vor allem mit clubähnlichen Konsortialkreditmärkten operiert. Durch das Eintreten von Private-Debt-Akteuren wird sich der Markt verändern aber insgesamt wachsen.

      Was bedeutet das für die Strategie von TCW? Werden Sie sich auch in diese Richtung bewegen?

      Nein. Trotz aller Bewegungen, die wir derzeit auf dem Markt sehen, werden wir nicht von unserer derzeitigen Strategie, die sich auf das mittlere Segment konzentriert, abweichen.

       

      Richard T. Miller

      TCW Group

      Richard T. Miller stiess 2013 zu TCW anlässlich der Übernahme der Special Situations Funds Group von Regiment Capital Advisors, LP, die er seit deren Gründung 2001 geleitet hatte. Er startete seine Karriere bei der Chase Manhattan Bank und bei bei BankBoston Securities. 1999 wurde er Leiter der Global High Yield Research Group bei UBS. Miller ist Treuhänder der University of Rochester Endowment und ein ehemaliger Treuhänder der Nativity Preparatory School und der Dexter Southfield School. Er erwarb seinen BS an der Syracuse University und seinen MBA an der University of Rochester.

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        Sphere

        The Swiss Financial Arena

        Seit der Gründung im Jahr 2016 unterstützt und vernetzt SPHERE die Community der Schweizer Finanzbranche. SPHERE ermöglicht den Austausch, sei es mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, den beiden Sonderausgaben für institutionelle Anleger, der Website, den Newsletter und den Veranstaltungen, die das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden. Toutes les parties prenantes de la finance, l’un des plus importants secteurs économiques de Suisse, ont ainsi à leur disposition une plateforme où il leur est possible d’échanger, de s’informer et de progresser.

        Litigation

         

        • Interview mit Paul de Servigny
        • Portfolio Manager
        • IVO Capital Partners

        „Wir haben bereits rund 50 verschiedene Transaktionen finanziert“

        Bei IVO Capital Partners entwickelt Paul de Servigny den Bereich Litigation Finance, einen schnell wachsenden Nischensektor. Seine Aufgabe: die Finanzierung von Budgets im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten und Schiedsverfahren.

        Wie würden Sie den Bereich „Litigation Finance“, den Sie für IVO Capital Partners abdecken, in groben Zügen beschreiben?

        Unser Litigation Finance-Ansatz ist relativ klassisch. Wir finanzieren die Kostenbudgets laufender Rechtsstreitigkeiten und Schiedsverfahren von juristischen Personen in unterschiedlichsten Gerichtsbarkeiten. Bis dato haben wir bereits rund 50 verschiedene Transaktionen mit einem Investitionsbetrag von insgesamt über 110 Millionen US-Dollar finanziert.

        Wir konzentrieren uns auf Kontinentaleuropa, Frankreich, die Niederlande, Spanien und Länder mit einem common law-System wie Grossbritannien und die Vereinigte Staaten. Der neue Fonds, für den wir derzeit Kapital einwerben, soll über 50% seines Vermögens in Kontinentaleuropa investieren. Anders als andere Prozessfinanzierer verzichten wir auf den Ankauf von Forderungen und investieren kaum in die Finanzierung von Portfolios.

        Wie gross ist der Sektor?

        Deminor Litigation Funding veröffentlichte im Dezember 2022 eine Analyse mit der Auswertung des Researchs zu diesem Thema. Der gesamte jährliche Investitionsbetrag wird auf über 11 Milliarden US-Dollar geschätzt, manche Quellen gehen sogar von bis zu 17 Milliarden pro Jahr aus. Das Problem bei diesen Schätzungen ist die Unterscheidung zwischen zugesagtem und tatsächlich investiertem Kapital. Das investierte Kapital wird de facto häufig auf etwa 25% des zugesagten Kapitals geschätzt.

        Auf den europäischen Markt entfällt nur ein kleiner Teil dieses Volumens: zwischen 800 Millionen und 1 Milliarde US-Dollarwurden 2020 jährlich von Prozessfinanzierern investiert. Auf den europäischen Markt entfällt nur ein kleiner Teil dieses Volumens: zwischen 800 Millionen und 1 Milliarde US-Dollarwurden 2020 jährlich von Prozessfinanzierern investiert.

        Wie können die damit verbundenen Investitionen aussehen?

        Wir investieren in Finanzierungen durch eine Vereinbarung zwischen dem Fonds, der finanzierten Partei, die als Klägerin auftritt, und der Anwaltskanzlei, die den Kläger vertritt.

        Diese Vereinbarung enthält die für unsere Finanzierung geltenden Bedingungen und die Verpflichtungen der beteiligten und finanzierten Parteien. Im Vordergrund dieser Vertragsbeziehung steht, dass die Beziehung zwischen Anwalt und Mandant respektiert und gleichzeitig sichergestellt wird, dass der Prozessfinanzierer als die am Ausgang des Rechtsstreits finanziell beteiligte Partei ein hohes Mass an Informationen über die Überwachung und Einhaltung des Budgets und der Strategie erhält.

        Andere Marktakteure gehen anders vor. Einige bieten den Klägern den Aufkauf Ihrer abgetretenen Klagen, um sie dann vollumfängliche zu verwalten. Andere wiederum konzentrieren sich ausschliesslich auf die Finanzierung von Anwaltskanzleien, wobei die einzelnen Rechtsstreitigkeiten in den Hintergrund treten.

        Welche Arten von Renditen erzielen diese Investitionen im Durchschnitt?

        In der Litigation Finance-Branche werden nach Angaben börsennotierter Akteure IRRs zwischen 15% und 35% IRR erzielt, basierend auf den öffentlich verfügbaren Präsentationen insbesondere von Burford und LCM.

        Diese sehr einträglichen Renditen lassen sich durch die Vergütungsstruktur erklären, die in der Regel anhand einer Formel berechnet wird: entweder nach dem „Maximum“ eines Vielfachen der Finanzierungssumme oder nach einem Prozentsatz des erstrittenen Endbetrags.

        Wie sieht die Zukunft dieses Marktes Ihrer Ansicht nach aus?

        Der Markt hat Kontinentaleuropa ins Visier genommen, wo Sammelklagen in bestimmten Gerichtsbarkeiten, insbesondere in den Niederlanden und Spanien, auf dem Vormarsch sind und Finanzierungen als effiziente Option für die Kunden von Anwaltskanzleien wahrgenommen werden.

        Auch im Universum des Common Law rückt die Finanzierung von Anwaltskanzleien zunehmend in den Fokus der Prozessfinanzierer. Diese Finanzierungen werden mit hohen Verzinsungen von über 12% abgeschlossen und bieten eine effiziente Diversifikation, denn das Risiko ist auf mehrere hundert Fälle verteilt, wobei die Vergütung deutlich weniger asymmetrisch ist als bei der Finanzierung einzelner Fälle.

        Wie identifizieren Sie die Investitionsmöglichkeiten für Ihre Positionierung?

        Unsere wichtigste Deal Sourcing-Quelle sind Anwaltskanzleien. Dazu erforderlich ist Aufklärungsarbeit in Bezug auf unsere Aktivität, die Vorteile für ihre Kunden und die Kanzleien selbst, denn sie können ihren Mandanten Finanzierungen anbieten.

        Wir arbeiten mit allen Arten von Kanzleien zusammen, von grossen Generalisten bis hin zu kleineren Anwaltsbüros, die sich auf bestimmte Rechtsgebiete spezialisiert haben.

        Unsere andere Quelle ist die Co-Finanzierung. Wir unterhalten sehr gute Beziehungen zu anderen Prozessfinanzierern am Markt. Die Co-Finanzierung kann auf verschiedene Weise erfolgen: Die vollständige Aufteilung eines Vorgangs als Strategie, mit der wir unsere Deal-Sourcing-Quellen diversifizieren und höhere Investitionsbeträge bereitstellen können, oder aber die Co-Finanzierung, bei der wir als „stiller“ Finanzierer fungieren und von den Analysen und Kontrollen des Finanziers profitieren. In diesem Fall beteiligen wir uns mit einem Budget, das oft deutlich höher ist als unser durchschnittliches Ticket von 1 bis 5 Millionen Euro.

         

        Paul de Servigny

        IVO Capital Partners

        Nach mehreren Praktika in Anwaltskanzleien, insbesondere im Bereich Corporate und M&A von Ayache Salama in Paris, und einem internationalen Volontariat für Société Générale CIB in New York kam Paul de Servigny im Oktober 2018 zu IVO Capital Partners und stieg 2022 zum Manager des Geschäftsbereichs Prozessfinanzierung auf. Er verfügt einen Master in französischem und englischem Wirtschaftsrecht und einen Master in vergleichendem Wirtschaftsrecht der Universität Paris X.

        Paul de Servigny besitzt ferner einen LLM-Master der Universität Berkeley, Kalifornien, und ist seit Juli 2018 als Anwalt in New York zugelassen.

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          Transformation

          • Interview mit Philippe Bucher
          • Mitgründer und Managing Partner
          • eevolve

          „Private Equity wird sich immer neu erfinden müssen“

          Welche Rolle spielt Private Equity bei der Diskussion um die Transformation der Wirtschaft und was heisst das für die Anleger? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eevolve. Als Partner für nachhaltiges Wachstum begleitet eevolve mittelständische Unternehmen in der Schweiz, um gemeinsam Werte zu schaffen für Unternehmen, Investoren und die Gesellschaft.

          Schauen wir uns zunächst den Markt generell an. 2022 war für viele im Bereich Private Equity eine Zäsur nach rekordhohen Investitionen. Wie sieht es heute aus?

          Wir erlebten in der Tat einen starken Boom bis Februar 2022. Mit dem Start des Ukraine-Konflikts, den Zinserhöhungen der Zentralbanken sowie signifikanten Bewertungskorrekturen an den Märkten, war dnach ein starker Rückgang spürbar. Das führte zu einer starken Verlangsamung an Neuinvestitionen und Auswirkungen auf die Ausstiegsaktivitäten, insbesondere auf der IPO-Seite. Damit einhergehend stellen wir eine längere durchschnittliche Haltedauer des Portfolios und verlangsamte Ausschüttungen fest.

          Gleichzeitig gibt es auch positive Signale: Private Equity hat sich in der Krise erneut als äusserst widerstandsfähig erwiesen. Es stehen gute Investitionsjahre bevor, auch wegen den tieferen Preisen. Vor allem die kleinen und mittleren Märkte bieten die Chance auf überdurchschnittliche Renditen. .

          Wer hat sich hier eher zurückgezogen: Die institutionellen Anleger oder die Privaten?

          Die Marktunsicherheiten haben die Investitionen sicher generell gebremst. Insbesondere institutionelle Anleger mussten aufgrund der positiven Entwicklung von Private Equity und den damit resultierenden höheren relativen Anteilen von Private Equity im Gesamtportfolio paradoxerweise ihre Neuinvestitionen in diese Anlageklasse verlangsamen. Bei privaten Investoren hat die Demokratisierung der Analageklasse Private Equity mit vielfältigen neuen Zugangsangeboten erst richtig begonnen.

          Was heisst das für eevolve?

          Wir haben die Entwicklung klar auch gespürt, und Anleger sind in der Auswahl ihres Investitionspartners anspruchsvoller geworden. Private-Equity-Unternehmen mit einer klaren Differenzierung und einer ausgewiesenen Erfolgsbilanzzählen zählen glücklicherweise weiterhin auf die Unterstützung institutioneller Anleger. Es gibt zudem ein klares Bedürfnis auch auf Seiten der mittelständischen Unternehmen, nach Private-Equity-Lösungen. Unsere Philosophie ist es, als Partner auf Augenhöhe Wachstumskapital in Kombination mit operativer Kompetenz in den Bereichen Unternehmensentwicklung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit einzubringen und den Unternehmen bei Transformationsprozessen zur Seite zu stehen.

          Wieso zielen Sie auf mittelständische Unternehmen?

          Im Grundsatz eignet sich das Private-Equity-Modell in Zeiten von Veränderungen. Stichworte hierzu sind starke Governance, aktives Eigentum, operative Kompetenz, Langristorientierung und Erfahrung bei Kontrollwechseln. Wir sind davon überzeugt, dass mittelständische Unternehmen ein Bedürfnis haben und es hier eine klare Nische gibt, die die Grossen, wie Partners Group, nicht abdecken.

          Im Vergleich zu den USA sind in der Schweiz aber auch in vielen Nachbarländern, die Banken nach wie vor im KMU-Geschäft tätig, oder?

          Auf jeden Fall. Doch es findet ein Kulturwandel statt. Die Akzeptanz von Unternehmern steigt kontinuierlich neben passivem Kapital auch aktives Private-Equity-Kapital als Teil einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung zu integrieren. Erst recht, wenn es darum geht, die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit zu schaffen. Die bedingt neben Investitionen auch operative Kompetenz. Gleichzeitig wird sich Private Equity ständig neu erfinden müssen. Das reine Investitions- und Veräusserungsmodell gehört der Vergangenheit an. Die Zukunft liegt in der Rolle als aktiver vertrauensvoller Sparringspartner mit klarem operativem Wertbeitrag.

          Welche Ausblicke gibt es für Sie in dieser Situation?

          Die Unsicherheiten bleiben bestehen, wir werden wohl auch mit höheren Zinsen und damit verbunden höheren Kapitalkosten rechnen müssen. Es geht darum, das bestehende Portfolio zukunftssicher machen. Konkret heisst das, wir müssen in Szenarien planen, Geschäftsmodelländerungen berücksichtigen und Marktveränderungen antizipieren. Von Seiten der Investoren erwarten wir ein langfristig steigendes Interesse für Anlagen in Private Markets. Dank einfacherem Zugang und steigendem Angebot mittels semi-liquiden Strukturen, Secondaries, Evergreen- und Long-Hold-Strategien öffnet sich die Anlageklasse einem breiteren Publikum. Gleichzeitig wächst die Klasse. Private Debt, Private Infrastructure, Private Real Estate, Private Equity, Secondaries, Growth, Venture: Auch mit diesen Begriffen werden sich die Anleger sehr vertraut machen. Die Renditeerwartungen bleiben absolut und relativ gesehen attraktiv.

           

          Philippe Bucher

          eevolve

          Philippe Bucher ist Mitgründer und Managing Partner von eevolve. Bucher war zuvor bei Capvis Partner und Mitglied der Geschäftsleitung sowie des Investment Committee. Davor baute in der Funktion als COO Adveq (Schroders Capital) zu einer institutionellen und global tätigen Private-Equity-Firma auf. Seine Laufbahn begann Bucher bei Arthur Andersen und PwC. Er hat einen Master in Wirtschaftswissenschaften der Universität Zürich, ergänzt mit Executive-Programmen an der Harvard Business School und am IMD und er ist sowohl CPA und CFA zertifiziert. Bucher leitet den Private Equity Chapter der Swiss Private Equity & Corporate Finance Association (SECA) und sitzt im Board bei Mill Reef Capital und Emerald Technology Ventures.

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